Wie tief kann man als Mensch fallen? Fällt man nur im übertragenen Sinne oder fällt man ganz real, quasi körperlich spürbar? Und wenn man diesen Fall zumindest physisch überlebt, aber alles andere um sich herum einstürzt – was passiert dann? Jean-Paul Dubois widmet sich mit seinem gerade in Deutschland aktuell erschienen Roman diesen Fragen und…
Durchgelesen – „Miss Nightingale in Paris“ v. Cynthia Ozick
Auch wenn man glaubt, das Leben anderer Menschen, wie Familienmitglieder, Freunde und Kollegen, so einfach verändern zu können, umso schwieriger ist es – ja gerade zu fast schon unmöglich -, sein eigenes Leben und die dazugehörige Persönlichkeit zu ändern. Und genau von diesem Konflikt wird uns Cynthia Ozick in ihrem Roman „Miss Nightingale in Paris“ erzählen.…
Adalbert Stifter – Zitat
« Das Beste steht nicht immer in den Büchern, sondern in der Natur; nur haben die Menschen meist nicht die Augen, es zu sehen. »
Durchgelesen – „Das Papierhaus“ v. Carlos Maria Dominguez
Bücher haben Macht! Sie können das Leben bestimmen, verändern und massgeblich beeinflussen, selbst dann, wenn wir es als Leser gar nicht bewusst zulassen wollen. Und genau über diese doch eher unterschätzten „Charakterzüge“ des Buches berichtet uns Carlos Maria Dominguez in seiner Erzählung „Das Papierhaus“. Carlos Maria Dominguez, geboren 1955 in Buenos Aires, gehört zu den…
Theodor Storm – Gedicht
Oktoberlied Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz – Stoß an und laß es…
Pierre Corneille – Zitat
« Die Art, wie man gibt, bedeutet mehr, als was man gibt. »
Rainer Maria Rilke – Gedicht
Der Leser Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten, das nur das schnelle Wenden voller Seiten manchmal gewaltsam unterbricht? Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss, ob er es ist, der da mit seinem Schatten Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten, was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis…
Durchgelesen – „Die Gierigen“ v. Karine Tuil
Falsche Identität, besessene Liebe, soziale Macht, kompromissloser Erfolg, exzessive Leidenschaft und krankhafter Ehrgeiz bilden neben vielen anderen Themen das Zentrum in diesem herausragenden und äusserst imposanten Gesellschaftsroman von Karine Tuil, der durch seinen Originaltitel „L’invention de nos vies“ (frei übersetzt „Die Erfindung unserer Leben“) den Blick auf die Lebens-Findung bzw. Erfindung noch mehr lenkt, als…
Agatha Christie – Zitat
« Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.»
Durchgeblättert – „Dicht am Paradies – Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten“ v. Rainer Moritz
Es gibt Menschen, die behaupten doch tatsächlich, Paris wäre keine wirklich grüne Stadt. Bei der intensiven Studie eines klassischen Reiseführers stellt man jedoch sehr schnell fest, dass es in Paris mehr als 400 Gärten und Parks gibt. Und spätestens durch die beglückende Lektüre dieses neuen prachtvollen Bild- und Textbandes mit dem geradezu verführerischen Titel „Dicht…
Georges Simenon – Zitat
Wir sind alle potentielle Romanfiguren – mit dem Unterschied, daß sich Romanfiguren wirklich ausleben.
August Wilhelm Schlegel – Gedicht
Das Sonett Zwei Reime heiß ich viermal kehren wieder, Und stelle sie, geteilt, in gleiche Reihen, Daß hier und dort zwei eingefaßt von zweien Im Doppelchore schweben auf und nieder. Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder Sich freier wechselnd, jegliches von dreien. In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen Die zartesten und stolzesten der…
Durchgelesen – „6 Uhr 41“ v. Philippe Blondel
Sie sollten sich beeilen, verehrter Leser, sonst fährt der Zug um „6 Uhr 41“ ohne Sie ab, und das wäre doch zu schade. Zugfahrten sind hauptsächlich praktisch. Sie bringen einen von A nach B. Aber sie können auch meditative Wirkung erzeugen und geben uns dadurch Zeit und Muse, Bücher zu lesen, die Landschaft und die…
Thomas Mann – Zitat
„Wir finden in den Büchern immer nur uns selbst. Komisch, daß dann allemal die Freude groß ist und wir den Autor zum Genie erklären.“
Durchgelesen – „Ein Freund des Hauses“ v. Yves Ravey
Wie oft können festgefahrene und stark verankerte Vorurteile die klare Sicht auf die eigentlichen Probleme verdecken. Yves Ravey zeigt mit seinem aktuell erschienen Roman „Ein Freund des Hauses“ auf beeindruckend transparente und komprimiert puristische Weise, wie schnell doch diese vorurteilbelastete Blindheit erst die wirkliche Gefahr entstehen lassen kann. Yves Ravey, geboren 1953 in Besançon, ist…
Henry David Thoreau – Gedicht
Der Sommerregen Weg mit den Büchern, bin des Lesens satt, Mein Geist schweift immer von den Seiten fort Zur Wiese, wo er reichre Nahrung hat. Sein wahres Ziel, das trifft er ja nur dort. Plutarch war gut, Homer ist gut gewesen, Wie Shakespeare lebte, lebten gern auch wir. Plutarch hat nichts, was schön und wahr,…
Michel Foucault – Zitat
« Die Macht ist nicht etwas, was man erwirbt, wegnimmt, teilt, was man bewahrt oder verliert; die Macht ist etwas, was sich von unzähligen Punkten aus und im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht. »
Heinrich Heine – Gedicht
Der Schmetterling Der Schmetterling ist in die Rose verliebt, Umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber, goldig zart, Umflattert der liebende Sonnenstrahl. Jedoch, in wen ist die Rose verliebt? Das wüßt ich gar zu gern. Ist es die singende Nachtigall? Ist es der schweigende Abendstern? Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt; Ich aber lieb…
Durchgelesen – „Das Glück, wie es hätte sein können“ v. Véronique Olmi
Wissen wir wirklich, wie sich Glück anfühlt? Vielleicht sehen wir unser Glück gar nicht, oder können es nicht sehen, weil wir in unserem Innersten so eingesperrt sind und gar nicht fähig sind, Glücksgefühle überhaupt zu verspüren. Doch grundsätzlich sollten wir Glück erfahren können und dürfen, obwohl das Leben natürlich auch aus Problemen, Verletzungen und Enttäuschungen,…
Max Frisch – Zitat
« (Warum ich Schriftsteller bin:) weil Schreiben noch eher gelingt als Leben, und weil für diesen Versuch, das Leben schreibend zu bestehen, der Feierabend nicht ausreicht. »
Durchgelesen – „Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau“ v. Dimitri Verhulst
Ist es erstrebenswert, aber vor allem auch realisierbar, eine unheilbare Krankheit, von der man bis jetzt noch verschont wurde, als seelischen Überlebenstrick für sich selbst zu wählen und diese Krankheit auch noch als Befreiungsmittel aus verschiedenen alltäglichen Zwängen einzusetzen? Diese Frage sollte man eigentlich sofort mit Nein beantworten. Auch wenn es noch so verrückt und…
Eduard Mörike – Gedicht
Auf ein Ei geschrieben Ostern ist zwar schon vorbei, Also dies kein Osterei; Doch wer sagt, es sei kein Segen, Wenn im Mai die Hasen legen? Aus der Pfanne, aus dem Schmalz Schmeckt ein Eilein jedenfalls, Und kurzum, mich tät’s gaudieren, Dir dies Ei zu präsentieren, Und zugleich tät es mich kitzeln, Dir ein Rätsel…
Henry James – Zitat
« Der einzige Grund für das Bestehen eines Romans ist, daß er versucht, das Leben darzustellen. »
Durchgelesen – „Susanna im Bade“ v. Wolfgang Herles
Karl Valentin hätte mit seinem sehr treffenden Zitat: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ keinen besseren Slogan für die Kunstszene finden können. Denn jeder, der nur im Entferntesten mit Kunst zu tun hat, sei es als bildender Künstler, oder auch als Kunstsammler und Galerist, weiss doch zu genau, wie viel „Arbeit“ sich nicht nur…
Durchgelesen – „84 Charing Cross Road“ v. Helene Hanff
Bücher sind wahrlich gute Freunde, aber auch durch Bücher können wunderbare Freundschaften entstehen. Und dass dies über Kontinente hinweg auch funktionieren kann, zeigt uns auf äusserst zauberhafte Weise Helene Hanff mit ihrem Briefwechsel „84 Charing Cross Road“, der zum ersten Mal 1970 in New York erschienen ist und nun aktuell in der grandiosen Übersetzung von…
Stendhal – Zitat
« Wenn ich ein Buch zum zweiten Male lese, entdecke ich die Farben der Vorurteile, die es mir beim ersten Male austrieb. »
Durchgelesen – „Blaubart“ v. Amélie Nothomb
Wer kennt es nicht das Märchen von Blaubart ? Charles Perrault (1628 – 1703) war der Erfinder dieses frauenmordenden Blaubarts. Ein Märchen, das für zahlreiche andere Werke adaptiert wurde, sei es Dramen, Filme, Opern, Illustrationen, Erzählungen und jetzt auch für einen Roman. Amélie Nothomb hat sich dieser Geschichte in besonderer Weise angenommen und wir dürfen…
Bertolt Brecht – Gedicht
Der Liebende nicht geladen Gläser heut ungespült Linnen heut glatt Lächeln heut ungefühlt Lippe heut satt. Von den Schuhen: die großen Auf dem Stuhl: Ein Buch. Wollene Hosen. Man erwartet keinen Besuch.
Anaïs Nin – Zitat
« Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie so, wie wir sind. »
Durchgelesen – „Autoportrait“ v. Édouard Levé
Kennen Sie, verehrter Leser, den Unterschied zwischen einer Autobiographie und einem Autoportrait ? Eigentlich wäre es ganz einfach, denn eine Autobiographie ist die Beschreibung der eigenen Lebensgeschichte und gehört zu der literarischen Form, bei der Autor, Erzähler und der Haupt-Protagonist die gleiche Identität haben. Ein Autoportrait – man könnte auch Selbstporträt sagen – ist die…