Durchgeblättert – „Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ v. Tania Schlie

Schreiben und Glück gehört irgendwie zusammen. Bereits Jean Paul konnte dies mit seinem wunderbaren Zitat – „Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein“ – perfekt bestätigen. Doch wo schreiben eigentlich Menschen und insbesondere Frauen ihre Bücher? Eine nicht ganz unwichtige Frage, die sich dank der enthusiastischen Recherche und dem guten Gespür an biographischen Entdeckungen nun mit dem sehr interessanten und anspruchsvoll gestalteten Buch „Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ sehr gut beantworten lässt.

Tania Schlie (geb. 1961 in Hamburg), Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin hat mit ihrem neuen Werk ein wahrlich wissenswertes Thema rund um das Schreibverhalten von Frauen sehr ansprechend und äusserst informativ aufbereitet. Es geht um den Ort des Schreibens, konkret nicht nur um ein Land, eine Stadt oder ein Dorf, nein es geht um den Arbeitsplatz oder besser gesagt um den Schreibort. Das kann ein – kombiniert mit unterschiedlichen Ritualen – immer festgelegter Platz sein, der verschiedenster räumlicher und psychologischer Begleitumstände bedarf, die das Schreiben nicht nur erleichtern und vereinfachen, sondern auch effizienter und erfolgreicher gestalten können.

Elke Heidenreich hat hier in ihrem sehr persönlichen Vorwort ihren Schreibort wunderbar erläutert und wir können erstaunt feststellen, dass sie über den besonderen Luxus verfügt, drei Schreibtische zu besitzen, die für die unterschiedlichsten Arten des Schreibens von ihr dementsprechend eingesetzt werden. Doch dieses Privileg hatten in früheren Zeiten leider nur sehr wenige Schriftstellerinnen; sie mussten zum Teil mit dem Küchen- bzw. Esstisch vorlieb nehmen, wie zum Beispiel Jane Austen oder Charlotte Brontë, die sogar mit ihren zwei Schwestern gemeinsam im Esszimmer ihre Bücher schrieb.

Aber auch das Café zählte zu einem der wichtigsten und beliebtesten Schreibplätze für viele Autorinnen. Während der Besatzungszeit beispielsweise war es der wesentlich besser geheizte Ort. Und für Simone de Beauvoir, die alle ihre Bücher in Cafés geschrieben hatte, nicht nur ein Arbeits- genauso eine Art Lebensort zum Essen und zum Freunde treffen. Auch Nathalie Sarraute ging jeden Tag für vier Stunden in ein libanesisches Café in Paris, um ihren Kindern und dem Anwaltsalltag ihres Mannes zu entfliehen. Dorothy Parker konnte über viele Jahre hinweg nur in möblierten Hotelzimmern arbeiten. Ja und nicht nur für François Sagan war die brennende Zigarette ein unabdingbares „Konzentrationsmittel“. Viele andere Schriftstellerinnen, wie beispielsweise Elizabeth Bowen, fühlten sich im Tabakduft irgendwie wohl und aufgehoben. Gertrude Stein dagegen brauchte noch etwas ganz anderes, das sie in ihrem Schreiben unterstützte und beflügelte, nämlich Kunst. Sie sammelte bereits früh die unterschiedlichsten Meisterwerke der Moderne und wurde durch die Kunst, die an ihren Wänden ihres Arbeitszimmers hing, nicht immer nur positiv inspiriert und musste sich deshalb sogar von so manchem Kunstwerk trennen, da es ihren Schreibprozess eher zu blockieren schien.

Einige Autorinnen konnten überall schreiben, reisten viel, benötigten ihre Schreibmaschine als klassisches Arbeitsmittel und der Arbeitsort war völlig gleichgültig, ob in der Wiese, auf der Terrasse oder in einem Raum an einem beliebigen Tisch. Es gibt aber auch Schriftstellerinnen, die ihren eigenen konkreten Ort zum Schreiben brauchten. Sei es ein separates Zimmer wie bei Virginia Woolf und Alice Walker, oder aber auch nur der einzig wahre Schreibtisch bzw. Schreibort, wie bei Nadine Gordimer oder Colette, die nur im Bett auf ihrem dafür eigens konzipierten Schreibpult produktiv sein konnte.

Viele oder man könnte fast schon sagen, die meisten dieser Autorinnen sind dem Schreiben so zugetan, dass es für sie das eigentliche, ja das wahre Leben bedeutete, aber es gibt auch Ausnahmen, bei denen das Schreiben, ein echter Brotberuf war und vor allem das Geld zählte. George Sand gehörte zu dieser Kategorie. Sie konnte sage und schreibe bis zu dreizehn Stunden am Tag arbeiten und versuchte sich dabei nachts mit Unmengen von Kaffee und Zigaretten wachzuhalten. Aber auch Agatha Christie, die mehr als 70 Bücher geschrieben hatte, arbeitete für eine neue Loggia an ihrem Haus. Es ging ihr um die pragmatischen Aspekte und keineswegs um die Verklärung des Schreibens.

Fast 40 schreibende Frauen und ihre Arbeitsplätze mit den dazu verbundenen Arbeitsgewohnheiten dürfen wir in diesem so fabelhaft konzipierten Buch – dank auch der faszinierenden Fotos von einigen dieser Schreiborte – erstmals kennenlernen. Tania Schlie hat nicht nur intensiv geforscht, sie hat auch sehr subtil und ganz vorsichtig die Türen zu den Schreibplätzen dieser aussergewöhnlichen Frauen geöffnet. Wir spüren die unterschiedlichen Plätze auf, fühlen uns sofort eingeladen in die verschiedenen „Arbeitszimmer“ dieser ausgewählten Schriftstellerinnen und erkunden die Einrichtung, drücken die Tasten der Schreibmaschine oder nehmen die Bleistifte bzw. Füllfederhalter zur Hand, riechen den Tabakrauch oder hören auch die Nebengeräusche in den Cafés. Kurzum der Leser wird Teil einer ganz besonderen Welt, der sogenannten weiblichen Schreibwelt. Ja und somit müssen wir uns nicht im Geringsten wundern, wenn wir, selbst als Leser, uns vielleicht auch nach einem genauso vergleichbaren „Ort“ des Schreibens bzw. Arbeitens sehnen!

„Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ ist ein glanzvoll illustrierter Bild- und Textband, der nicht nur Schreiborte, sondern ganze und vor allem auch in gewisser Weise sehr persönliche und intime geistige Lebensräume von beeindruckenden Schriftstellerinnen präsentiert. Seien Sie gewiss, verehrter Leser, spätestens nach der Lektüre dieses Buches werden Sie Ihre Neugierde bezüglich der Frage nach dem „Wo“ Frauen schreiben stillen können, doch gleichzeitig werden die neuen Fragen nach dem „Was“ und „Wie“ sie schreiben nicht lange auf sich warten lassen und das literarische Verlangen, diese Schriftstellerinnen auch in ihrem Werk kennenzulernen, kaum mehr zu bändigen sein!

Durchgeblättert – „Vom Glück mit Büchern zu leben“ v. Stefanie von Wietersheim

Mit Büchern zu leben, sollte Glück bedeuten, oder Glück verströmen. Auch dann wenn wir oft über Platz- und Zeitmangel in Punkto Büchern sprechen, ist es doch ein unbeschreiblich schönes Gefühl, umgeben von Büchern sein Leben gestalten und geniessen zu können. Und genau diesem Gefühl sind Stefanie von Wietersheim und Claudia von Boch nachgegangen, in dem sie zwanzig ganz unterschiedliche Persönlichkeiten in ihrem Zuhause und somit auch bei ihren Büchern besucht haben.

Stefanie von Wietersheim hat in Passau und Tours Kulturwissenschaften studiert und arbeitet inzwischen als freie Autorin in München, Paris und Toulouse. Ihre Schwerpunkte liegen bei Kultur, Interiors und Reisen. Claudia von Boch ist als freiberufliche Fotografin für verschiedene Projekte und Magazine tätig und hat ihren Focus auf Interiors, Gärten und Reiseportagen gelegt. Jetzt haben sich die zwei Frauen zu einem ganz besonderen Buchprojekt vereint, das sich mit der Liebe zu Büchern, dem daraus entstehenden Glück und noch vielem mehr beschäftigt.

In diesem wirklich fantastisch gestalteten Buch werden wir Leser so en passant für einen gewissen und ganz bestimmten Moment eingeladen, die bibliophilen Oasen von zwanzig verschiedenen Menschen, die sowohl auf irgendeine Weise mit Büchern arbeiten oder sie als Ausgleich zu ihrem Beruf erleben, kennenzulernen. Jeder dieser « Buchmenschen » wird in Bild und Text  vorgestellt. Es werden die Hintergründe der Buchleidenschaft erläutert und berufliche oder private Zusammenhänge erklärt. Ergänzt durch grandiose Photographien sei es von den Privatbibliotheken, den Menschen selbst beim Lesen oder von den buchreichen bzw. buchfreien Lebensräumen an sich, haben wir als Leser beim Betrachten dieser Bilder und beim Lesen der dazugehörigen Texte das Gefühl, als wären wir hautnah mit dabei. Am Ende jedes dieser Porträts erfahren wir noch ganz persönliche Leseerlebnisse, die unter anderem, wie « mein schönster erster Satz ; ein Buch, das mein Leben verändert hat ; ein Klassiker, der mich zu tode langweilte ; oder auf meinem Nachttisch liegt », ganz konkrete Details in Punkto Leben und Glück mit bzw. durch Büchern zum Vorschein bringen, wie folgende Beispiele zeigen :

So ist es wunderbar festzustellen, dass sich Felicitas von Lovenberg (FAZ-Chefredakteurin Literatur) in schwierigen Momenten sich Hilfe bei den Gedichten von Emily Dickinson holt.

Johanna Rachinger (Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek) zieht dagegen für etwas melancholischen Stunden « Anna Karenina » von Leo Tolstoi zu Rate.

Blanca Bernheimer (Galeristin) hat ihren schönsten letzten Satz bei Eichendorff in dem Gedicht « Mondnacht » gefunden :
« Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus ».

Die Buchhändlerin Regina Moths hätte folgendes Buch gerne geschrieben : « Ralf Vollmann Romanverführer. Das ist meine liebste Berufsbezeichnung, aber ich möchte nicht wirklich Bücher schreiben. Ich möchte sie am liebsten palettenweise verkaufen. »

Gleich zwei Männer in dieser Runde, Oliver Jahn (Journalist und Chefredakteur von AD) und Ivo Wessel (Kunstsammler) sind sich in Punkto « mein schönster erster Satz » einig : « Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen » (Auf Suche nach der verlorenen Zeit, von Marcel Proust)

Ja und Wolfram Siebeck (Gourmetkritiker) hat dagegen mit Proust so seine Schwierigkeiten und ordnet die « Suche nach der verlorenen Zeit » eher unter « Klassiker, die mich zu tode langweilen » ein.

Unterschiedlicher könnten die Antworten und Buchempfehlungen für bestimmte Lebenssituationen gar nicht sein. Und genau das macht den Charme dieses wundervollen Buches aus. Es zeigt Menschen, wie sie mit ihren Büchern in ihren Wohnungen bzw. Häusern leben, sie erleben und zu ihrem ganz persönlichen Leben erwecken. Hier geht es weniger um das Wohnen bzw. um die innenarchitektonisch gestalteten Privatbibliotheken, wobei diese natürlich trotzdem wunderbar anzusehen sind, sondern hier geht es um das Leben mit dem gedruckten Werk und seinen Autoren. Hier wird das Glück mit Büchern zelebriert, hier wird die aufrechte Liebe zum Buch und zur Literatur, welche auch immer es sein mag, auf erzählerisch äusserst stilvolle, empathische und in Punkto hochwertigen Bildmaterial photokünstlerische Weise vermittelt.

Spätestens nach der Lektüre und dem Durchblättern dieses auch herstellerisch sehr wertvollen Text- und Bildbandes betrachtet man seine Bibliothek bzw. Bücherregale von einer ganz neuen Seite, überlegt sich Antworten auf die neugierig machenden Fragen und kommt letztendlich zu dem Entschluss, dass ein Leben mit und unter Büchern wahres Glück bedeutet. Und damit der Nachschub an helfenden, tröstenden, beglückenden und bereichernden Büchern nie ausgehen mag, findet man als kleinen krönenden Abschluss auf den letzten Seiten dieses Prachtbandes noch die Auflistung der Lieblingsbuchhandlungen der vorgestellten Protagonisten.

« Vom Glück mit Büchern zu leben » ist ein traumhaft schönes Buch, das man nicht verschenken, sondern sich als leidenschaftlicher Leser, Buchliebhaber und Literaturfreund  unbedingt selbst zum Geschenk machen sollte. Es verführt in neue buchaffine Lebenswelten, lässt den Leser interessante Literaturempfehlungen entdecken und regt an, sein dauerhaftes Glück nicht irgendwo zu suchen, sondern zwischen zwei schlichten kartonierten oder auch edel in Leinen gebundenen Buchdeckeln !

Durchgeblättert – „Büchermöbel“ v. Alex Johnson

« Wohnst Du noch oder lebst Du schon ?» ist einer der bekanntesten Slogans von IKEA. Noch bekannter ist ein unverwüstliches und zeitloses Bücherregal namens « Billy », das viele Bücherliebhaber ihr Eigen nennen dürfen. Doch inzwischen bekommt das klassische Bücherregal, egal ob « Billy » oder ein anderes vergleichbares Produkt grosse Konkurrenz. Trotz E-Book, Kindle oder iPad, hat das gedruckte Buch nicht im Geringsten seinen sinnlichen Reiz verloren. Und genau deshalb beschäftigen sich auch heute immer mehr Designer mit dem Thema Bücherregal. Sie suchen nach neuen Lösungen, die nicht nur originell, verrückt, praktisch und platzsparend sein können, sondern vor allem ein grundsätzliches Hauptziel verfolgen, Bücher gekonnt in Szene zu setzen.

Und es gibt tatsächlich eine Vielzahl von « Büchermöbeln », die genau diese Anforderungen mehr als erfüllen. Alex Johnson ist durch seinen Blog – theblogonthebookshelf – dieser spannenden Suche nach attraktiven Lösungen für das Wohnen mit Büchern nachgegangen. Das Ergebnis liegt nun in diesem wirklich äusserst informativen und qualitativ hochwertig gestalteten Bildband vor unseren Augen.

Alex Johnson arbeitet als professionneller Blogger und Journalist. Er schreibt unter anderem auch Beiträge für die Website des Independent. Desweiteren engagiert er sich für verschiedene gemeinnützige Institutionen als Textberater und betreibt eine ungewöhnliche Plattform im Web im Bezug auf « Gartenarbeitsplätze » für Freiberufler (www.shedworking.co.uk.). Er lebt mit seiner Familie und einer grossen Bücherregalsammlung in St. Albans.

« Büchermöbel » ist ein Kompendium für « über 300 Ideen für das Leben mit Büchern ». Es ist sehr übersichtlich in zwei grosse Kapitel eingeteilt, die durch eine sehr verführerisch und informativ angelegte Einführung mit dem Titel « Lob auf das Bücherregal » vorbereitet werden.

Kapitel 1 bietet eine grandiose Auswahl sogenannter « Gesammelter Werke ». Hier werden Bücherregale, Bücherschränke und ähnliches vorgestellt, immer mit dem Hintergrund, dass es sich hier nicht um « klassische » Bücherregale handeln soll. Man entdeckt stylisch kreative Regale mit « menschlichen » Beinen, schwebende Objekte, mit Kunstdrucken versteckte Regale, moderne « Vintage » – Möbel, Gestelle mit rechteckigen Buchhaltern, etc. Die Materialien reichen von Holz, über Wellpappe, zu Stahl und Kunststoff. Also alles was ein Bücherherz begehren könnte.

Kapitel 2 bietet noch mehr Design, als bereits das erste Kapitel nur ganz « dezent » zu vermitteln versucht. Sechs kleine Unterkapiteln mit den Titeln wie zum Beispiel « Regalborde » und « Büchermöbel » lassen im ersten Eindruck nichts Spektakuläres erahnen, doch bereits auf der ersten Seite des Kapitels „Regalborde“ werden wir bereits mit einem « wolkenhaften » Bücherbord namens « Cumulus » überrascht. Natürlich stossen wir auch auf ein paar bekannte Büchermöbel wie zum Beispiel das Design-Objekt « Bibliochaise », das sage und schreibe 5 Meter Regalfläche für Bücher bietet und gleichzeitig noch ein konfortables Sitzmöbel verkörpert. Doch die Auswahl aktueller und noch unbekannter Büchermöbel, die mehr als nur Buchaufbewahrungsorte zu sein scheinen, sondern als Kunstwerk ihrem Namen alle Ehre machen, ist bei mehr als 300 Ideen keinesfalls zu überbieten.

Doch das Beste dieses « Büchermöbel » – Nachschlagewerks ist die kompetente und äusserst informative Beschreibung des einzelnen Möbels. Dazu ergänzen die genauen Maße und die Hersteller-Websites die Präsentation dieser Traumobjekte einfach perfekt und der Klick zu einer schnellen Bestellung ist somit nicht mehr weit entfernt.

Langeweile war gestern, praktisches Design zählt heute, auch bei so alt gedienten und klassischen Möbeln wie Bücherregalen. Wagen Sie etwas Neues, schenken Sie Ihren Büchern ein ganz besonderes « Zuhause » ! In diesem wunderbaren, traumhaften, – ach man könnte wahrlich ins Schwärmen geraten – unvergleichbaren Bildband findet jeder Bücherfreund und Bibliomane, der nicht nur den intellektuellen Wert seiner Bücher schätzt, eine Fülle von innovativen Design-Ideen und die perfekte Lösung für ein besonders aufregend schönes Wohnen mit Büchern.

Durchgeblättert – „Unpacking My Library: Writers and Their Books“ v. Leah Price

Im Dezember letzten Jahres ist nun das zweite Buch aus der Reihe « Unpacking My Library » erschienen. Diesmal dürfen wir einen Blick in die Privatbibliotheken berühmter zeitgenössischer Schriftsteller, wie zum Beispiel Junot Diaz, Jonathan Lethem, Philip Pullman und Edmund White werfen.

Sie kennen sicherlich den Spruch : „Sage mir, was Du isst und ich sage Dir, wer Du bist.“ Dieser Satz würde sich auch wunderbar – im Sinne eines geistigen Nahrungsmittels – auf Bücher übertragen lassen, die man in einer gewissen Form ja ebenfalls regelmässig « verzehrt ». Leah Price, Englischprofessorin (Harvard) und die Herausgeberin dieses wunderschönen und faszinierenden Bildbandes, geht noch viel weiter. Sie sagt in ihrem Vorwort : “To expose a bookshelf is to compose a self.’’

Der Aufbau ist ähnlich wie im ersten Buch « Architects and Their Books ». In diesem Fall werden 13 Autoren und ihre dazugehörige Privat-Bibliotheken vorgestellt. Leah Price führt mit jedem Einzelnen ein Interview und stellt Fragen unter anderem über die Ordnungssysteme innerhalb der Bibliotheken, die Lesegewohnheiten, die Sammelleidenschaften, die Vorlieben bezüglich e-Reader oder gedrucktem Buch. Sie möchte aber gerne von ihnen auch erfahren, wie ihre Bibliothek in fünf Jahren aussehen könnte, ob sie Bücher verleihen und welche Bücher zu ihren Top Ten gehören.

Die Antworten sind sehr interessant, manchmal auch überraschend. Doch letztendlich machen die zahlreichen Photos das Buch erst zu einem echten Erlebnis. Denn auch hier wurden –  wie bereits bei den « Architects »  – nicht nur die Bibliotheken im Ganzen fotografiert, sondern einzelne Regale herausgenommen und mit Hilfe der Kamera wie ein Stilleben festgehalten. Der Leser kann sich also quasi vor einzelne Regalböden « stellen » und schmökern.

Dieses mit hochwertigen Fotobildmaterial ausgestattete Werk ist mal wieder der Beweis, dass Bücher, nicht nur ein dekoratives Wohnaccessoire, sondern auch ein echtes Kulturgut sind, und Bibliotheken somit über einen Menschen mehr aussagen können, als man je zu denken vermag.

« Unpacking My Library » ist eine äusserst individuelle, sehr ambitionierte und grandios konzipierte Bildband-Reihe über die Privatbibliotheken interessanter und kluger Menschen. Möge sie endlos weiter fortgesetzt werden und wer weiss, vielleicht erscheinen diese Bücher in absehbarer Zeit auch in deutscher Übersetzung!

Durchgeblättert – „Räume für Menschen, die Bücher lieben“ v. L. Geddes-Brown

Bücher sind geistige Nahrung. Aber Bücher haben auch – ob wir wollen oder nicht – eine sehr grosse dekorative Wirkung. Und um genau diese geht es in dem sehr inspirierenden Buch „Räume für Menschen, die Bücher lieben“.

Leslie Geddes-Brown war stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift World of Interiors. Als Journalistin wurde sie bekannt durch zahlreiche Publikationen über Raum- und Gartendesign. Sie selbst hat gleich mehrere Bibliotheken: in London eine Regency-Bibliothek, in ihrem mittelalterlichen Anwesen in Suffolk eine Bibliothek im gregorianischen Stil und in ihrem Haus in der Toskana gibt es auch zahlreiche Bücherregale.

„Räume für Menschen, die Bücher lieben“ ist ein faszinierendes, aber auch praktisches Einrichtungsbuch. Es geht darum, mit den Büchern nicht nur einfach zu leben und sie zu sammeln, sondern sie vielleicht auch positiv in Szene zu setzen. Das heisst jedoch nicht, dass alles in Reih und Glied stehen soll, nein die Bücher sollen und können sich präsentieren, sei es in einem schicken modernen Designer-Regal, in einer gemütlichen Bibliothek oder einfach nur als Stapel am Boden.

Die Bücher werden zu einem wichtigen Element der Raumgestaltung. Leslie Geddes-Brown gibt interessante Ideen und Anregungen, wie jeder Bibliophile seine Bücher inszenieren kann. Mit wunderbaren Photos aus zahlreichen privaten Bibliotheken, die man entweder im klassischen Wohnzimmer, aber auch im Schlafzimmer, in der Küche und im Badezimmer findet, bekommt jeder Leser äusserst spannende einrichtungstechnische Impulse.

Da entdecken wir zum Beispiel eine Designerin, die ihre Bibliothek in einem Treppenschacht gebaut hat und an ihre Bücher nur mit Hilfe eines höhen-verstellbaren Bootsmannsstuhl erreichen kann. Ein New Yorker Bücherliebhaber hat sein Schlafzimmer rundherum mit Regalen tapeziert. Karl Lagerfeld hat im Bad seines Studios in Rom natürlich auch Bücherstapel dezent auf einem Stuhl plaziert. Eine berühmte italienische Modedesignerin lässt Familienporträts und schöne Bücher gemeinsam in einem Regal „wohnen“.

Der Bildband bietet sehr nützliche Tipps im Hinblick auf Materialen, Farben und Beleuchtung. Er zeigt noch zusätzliche Anreize, wie man Büchern eine wahre „Bühne“ bereitet, um nicht nur ihren geistigen Wert, sondern auch ihr Äusseres wie Cover, Einband etc. ins Rampenlicht führt.  Als Anhang gibt es noch ein sehr informatives Adress-Register, das für jeden Bücherfreund sicherlich sehr nützlich sein kann.

„Räume für Menschen, die Bücher lieben“ ist ein wunderschönes Buch, das zeigt wie stilvoll man mit Büchern leben kann. Hier spürt jeder Leser wie faszinierend bibliophile Paradiese sein können, denn wer kann sich schon satt sehen an diesen traumhaften, originellen und durchgestylten Bibliotheken. Dieser Bildband ist ein ideales Geschenk für Menschen, die nicht nur den Inhalt ihrer Büchern entdecken wollen, sondern endlich auch mal das dekorative Element von Büchern unterstreichen möchten!

Durchgeblättert – „Wie wir mit Büchern wohnen“

Dominique Dupuich, eine französische Jounalistin und der französische Fotograf Roland Beaufre haben ein inspirierendes Buch über faszinierende Privatbibliotheken geschrieben. Es ist gerade gleichzeitig auf Französisch und glücklicherweise auch auf Deutsch im Christian Brandstätter Verlag erschienen.

Es werden acht Gruppen verschiedenster Bibliothekbesitzer gebildet, zum Beispiel „Wie der Sammler mit Büchern wohnt“, „Wie der Schriftsteller mit Büchern wohnt“ oder „Wie der Designer mit Büchern wohnt“. Ein Panoptikum von Bibliotheken, Bücherregalen und alles, was sich noch dazwischen wiederfindet. Die Texte dazu sind sehr ansprechend, vor allem wird zu jeder Gruppe ein „Buchliebhaber“ direkt in den „Fokus“ genommen, und beantwortet dabei einen sehr interessanten Fragenkatalog: „Woher stammt Ihre Bibliothek? Wie haben Sie Ihre Bücher geordnet? Sind Sie mit Ihrer Bibliothek zufrieden? Wo und wie lesen Sie gerne? Ist Ihnen Ihre Bibliothek ähnlich?“ usw. Es ist eine wahre Freude, diese Antworten zu lesen. Obwohl man die Menschen persönlich überhaupt nicht kennt, werden Sie einem dadurch sehr vertraut. Und als Bibliotheksbesitzer fängt man auch ganz nebenbei damit an, die Fragen für sich selbst zu beantworten.

Ein sehr schönes und ansprechendes Buch, allein schon durch die vielen exzellenten Fotos. Das ist nicht einfach wieder ein neues „Coffee Table Book“, nein, das ist mehr. Als Leser würde man am Liebsten diese Menschen sofort besuchen, um ihre Bibliothek zu besichtigen und die Atmosphäre direkt einzuatmen.

Durchgeblättert – „Unpacking My Library: Architects and Their Books“ v. Jo Steffens

Ein aussergewöhnliches Buch: Es geht um 12 ausgewählte, international weltberühmte Architekten – wie Michael Graves, Bernard Tschumi -, die ihre privaten Bibliotheken vorstellen. Und dabei geht es eben nicht nur um Architekturbücher, sondern um Bücher und Bibliotheken im Allgemeinen. Es wird jede der Privatbibliotheken abgebildet. Dabei werden unter anderem die Grösse, der Hersteller, das Material der Bibliothek angegeben und die Anzahl Bücher. Dann werden einige Regale photographisch herausgenommen, so dass der Leser genau sehen kann, was in dem Regal steht. Und am Ende jeder Vorstellung gibt es noch die Liste der Top Ten Books des jeweiligen Architekten.

Es macht unheimlich Spass als Leser somit in fremden Bibliotheken zu schmökern, und es ist unglaublich interessant, welche Werke sich da entdecken lassen. Natürlich gibt es viel über Architektur zu finden, aber auch Autoren wie James Joyce, Marcel Proust, Thomas Pynchon, Robert Musil, Paul Celan, Franz Kafka sind präsent. Ein kleiner Bildband, der neue bibliophile Welten eröffnet. Das Buch ist bis jetzt nur auf Englisch im Verlag Yale University Press erschienen.


Durchgeblättert – „Erlesene Orte“, „Lesen“ und „Frauen, die lesen sind gefährlich“

Drei Bildbände über das Lesen für das Auge und für die Seele!

Ebba Dangschat, Erlesene Orte: E. Dangschat hat künstlerische Fotografie studiert, und porträtiert in ihrem Werk 53 Menschen aus Kultur, Politik und Wirtschaft, für die Bücher etwas ganz Wunderbares und Lesen so wichtig ist, wie Essen. Doris Dörrie braucht zum Lesen auch immer eine Hängematte, Christoph Schlingensief mag die Atmosphäre von Grossbaustellen, Tanja Dückers braucht ihre Badewanne, und und und. Es macht viel Spass diese Menschen beim Lesen zu beobachten!

Isolde Ohlbaum, Lesen: Wer kennt sie nicht die herausragende Fotografin I. Ohlbaum. Sie zeigt in diesem kleinen, aber feinen Bildband eine Auswahl von wunderbaren Bildern, wann, wie und wo man lesen kann. Alles unbekannte Menschen, Orte und Stimmungen! Versehen mit kleinen Texten und Zitaten aus der Welt der Literatur mit dem Thema Bücher und Lesen. Ein richtig schönes Geschenkbuch, für alle Lesesüchtigen und Liebhaber schöner Fotos!

Stefan Bollmann,Frauen, die lesen sind gefährlich: In diesem Buch werden von bekannten und/ oder wieder zu entdeckenden Künstlern Bilder gezeigt, die lesende Frauen in ihrer Schönheit, Anmut und Ausdruckskraft wiederspiegeln. In den kurzen Begleittexten wird erläutert, warum sie lesen, in welche Lektüre sie vertieft sind und wir erfahren gleichzeitig noch etwas über den Künstler und die Epoche, in der das Werk entstanden ist. Dieses Buch öffnet einen Einblick in ein spannendes Kapitel der Lesegeschichte und besticht mit seinen wunderschönen Bildern!