Durchgeblättert – „Die Sommerhäuser der Dichter“ v. Thomas Lardon

„Am offnen Fenster lehnt im Sommerhaus

Maria, blickend in das Meer hinaus.

Sie sieht der Sonne letzte Gluten schwinden,

Sie überläßt ihr blondes Haar den Winden,

Die freudig mit der Lockenbeute schwanken,

Und ihre Seele sinnigen Gedanken.“

Spätestens beim Lesen dieses Auszugs aus dem Gedicht „Der Maler“ von Nikolaus Lenau sehnt sich jeder ein wenig nach einem Sommerhaus, das Ruhe-Refugium und Inspirationsquelle zugleich sein könnte. Somit ist es nicht überraschend, dass gerade Dichter und Schriftsteller den Traum eines Sommerhauses verwirklichen mussten und konnten.

Thomas Lardon, Herausgeber und Unternehmer im Verlags- und Kunstbereich, hat Zeit und Muse investiert, um nach den schriftstellerischen Kreativ-Orten, an denen die schönste Zeit des Jahres verbracht wurde, zu suchen. Mit seinem von ihm aktuell erschienen Werk „Die Sommerhäuser der Dichter“ dürfen wir nun auf eine ganz besondere Reise gehen.

Bestimmte Autoren suchten die inspirierende Ruhe und Kühle auf dem Land wie zum Beispiel Bertolt Brecht. Er verbrachte mit Helene Weigel die Sommermonate in Buckow, wo einer der wichtigsten Werke der deutschsprachigen Lyrik, der Gedichtzyklus „Buckower Elegien“, entstanden ist. Edward Said fuhr als Kind jedes Jahr mit seinen Eltern von Kairo aus mit Taxis und Zug in das libanesisches Bergdorf Dhur el-Shweir. Jean-Cocteau arbeitete am Liebsten in seinem Haus in Milly-La-Forêt, eine Stunde südlich von Paris entfernt. Heinrich Böll hatte ein ländliches „Versteck“ in der Eifel. Hermann Hesse konnte gleich zwischen mehreren Sommerhäusern wählen und Rimbaud kehrte, obwohl er die Ardennen schrecklich spiessig fand, immer wieder in sein Landhaus zum Arbeiten zurück. Inzwischen hat die Punk- und Rockmusikerin Patti Smith, die eine grosse Rimbaud-Verehrerin ist, sein Haus gekauft.

Einige Schriftsteller brauchten die Nähe zum Wasser. Günter Grass zog sich oft zum Schreiben an seinem Roman „Der Butt“ auf die kleine dänischen Insel Mon zurück. Gerhart Hauptmann freute sich sehr über die Natur am Hiddensee, der eine Schaffensquelle für ihn war. Und wieder andere Dichter fanden ihr Sommerhaus in einer Stadt, wie bespielsweise Anton Tschechow, der den dazugehörigen üppigen Garten in Jalta zu seiner Oase gestaltete.

Die Bedürfnisse der Dichter, aber auch Wünsche, das richtige Sommerhaus zu finden und zu bewohnen, konnten nicht unterschiedlicher sein. Dieses wirklich wunderschön gestaltete Buch verführt vor allem durch die hervorragenden Texte, die mit feinem und sehr ansprechendem Fotomaterial ergänzt werden. Wir entdecken unbekannte Orte und unberührte Landschaften und bekommen sehr persönliche Einblicke in das Sommer-Leben von mehr als 30 Dichterinnen und Dichtern, die dank ihrer intimen und kenntnisreichen Porträts sehr neugierig machen.

Welche.r Leser.in würde nicht gerne auch im Juni jetzt den Koffer packen und die nächsten Monate in seinem eigenen Sommerhaus verbringen. Träume nach einem luftig leichten Leben im ganz persönlichen Garten Eden auf dem Land, am Meeresstrand oder auch im urbanen Sommerflair lassen sich eventuell nicht erfüllen.

Doch jetzt gibt es „Die Sommerhäuser der Dichter“, das perfekte Buch für die heisse Jahreszeit, das die Sehnsüchte nach literarischer Sommerfrische, Meeresbrise, Bergluft und Stadtgartenglück in so traumhaft schöner Weise stillt und uns beim Lesen ein wahres und unvergängliches Sommerglück schenkt.

Durchgeblättert – „Literaturhotels“ v. Barbara Schaefer

Friedrich Hebbel brachte es mit diesem Zitat auf den Punkt: „Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens“.

Nur leider kann in den aktuellen komplexen Zeiten sich kaum jemand an diesem so essentiellen und lebenswichtigen Trunk laben. Glücklicherweise vermögen Bücher ein wenig hinwegtrösten und dem Leser eine andere Art des „Reisens“ erlauben.

Gut geeignet sind dazu Bildbände, die sich auch noch mit dem Reisen und insbesonderen mit dem literarischen Reisen beschäftigen. Barbara Schaefer, inzwischen als freie Autorin aktiv, hat Theaterwissenschaften und Germanistik in München und Italien studiert. Sie hat eine grosse Vorliebe für ungewöhnliche Hotels, im Besonderen Literaturhotels, denen sie ihr aktuell erschienenes Buch widmet. 

Charmant eingeführt über die Vorzüge in einem Hotel zu schreiben oder als Schriftsteller doch lieber das eigene Heim zu preferieren, begleitet uns Barbara Schaefer mit ihren sehr informativen und charmanten Texten durch eine Reise von 19 Hotels, in denen Literatur und Bücher entstanden sind, die aber auch Fluchtort und Heimat für viele bedeutende Schrifsteller wurden.

Die Reise beginnt in Deutschland, über Österreich in die Schweiz, dann nach Italien und Frankreich. Sie führt weiter nach England, Schottland und Polen. Lässt den Leser einen Abstecher in die Türkei machen, wirft gleich zwei Blicke nach Thailand und einen in die USA. 

Ein paar Hotels, wie das Adlon in Berlin und das Waldhaus Sils Maria in der Schweiz sind sicher bei vielen literarisch Interessierten bekannt. Doch wir entdecken viel Neues, wie das Bauhaus-Hotel Albergo Fondazione Monte Verità im schweizerischen Tessin, in dem Hermann Hesse einige Zeit verbrachte. Oder das Belmond Hotel Timeo in Südsizilien, auf dessen Terrasse D.H. Lawrence gelegentlich gesehen wurde. 

Wer noch nicht das berühmte Werk „Hotel Savoy“ von Joseph Roth gelesen hat, sollte unbedingt im gleichnamigen Hotel in der Altstadt von Lodz (Polen) Roth-Luft schnuppern. Am Ende dieser „Buch-Reise“ besuchen wir noch ein im ersten Moment eher unbekanntes Hotel – „The Algonquin“, das älteste Hotel von New York City. Berühmt wurde dieses Hotel durch seinen legendären Literaturzirkel, den „Algonquin Round Table“ und bei dem die Theaterkritikerin Dorothy Parker eine zentrale Rolle spielte.

„Literaturhotels“ ist ein wirklich schön gestaltetes Werk, einladend natürlich auch durch diverse wundervolle Bilder aus den Hotels und den dazugehörigen Landschaften und Städten. Ein Buch, das die Sehnsucht nach Ferne, nach Flucht, nach Ankommen und nach Genuss zu einem gewissen Punkt erfüllen kann. Doch am Ende hilft nur die wahre Reise selbst, wie Gogol treffend formulierte: „Wie schön ist eine lange, lange Reise! Wie oft habe ich danach wie nach einem Rettungsanker gegriffen! Und wie oft hat mich so eine Reise errettet!“

Geniessen wir fürs Erste diesen schönen Bildband und gleichzeitig hoffen wir, dass uns bald eine echte Reise zu diesen besonderen Literaturhotels im Sinne von Gogol „erretten“ kann!

Durchgeblättert – „Do You Read Me“ – Besondere Buchläden und ihre Geschichten

Philippe Djian hatte bereits klar erkannt: „Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler.“

Und um dieses kaum zu übertreffende Zitat noch konkreter zu erleben, sollte es im wahrsten Sinne des Wortes Bücher auf Rezept geben, die das Leben herausfordern, hinterfragen und bereichern. Ja und genau so ein Buch hat gerade das „Licht der Welt“ erblickt, einer ganz besonderen Welt – der Welt der Buchläden. 

Buchhandlungen sind Orte, die Fragen zu lassen, in denen man Antworten findet, die zu literarischen Reisen einladen, die Informationen und Kultur vermitteln, die Möglichkeiten des Austausches bieten, die Ablenkung nicht nur vortäuschen und die Aktualität mit Beständigkeit elegant verknüpfen.

„Do You Read Me“, ein wunderschön gestalteter Bildband über genau diese Buch-Orte, ist zur Zeit das interessanteste und abwechslungsreichste Buch über Buchläden und ihre dazugehörigen unerlässlich spannenden Geschichten. Der Titel des Buches wurde der Buchhandlung „Do You Read me“ aus Berlin „entliehen“, die ein eher ungewöhnliches Buchhandlungskonzept vorweist, welches Magazinen aus aller Welt mehr Bedeutung in Auswahl und Platz schenkt, als dem zusätzlich angebotenen aussergewöhnlichen Buchsortiment.

Über 60 Buchhandlungen bzw. Buchläden werden in diesem Werk mit grandiosem Bildmaterial und fein kuratierten Texten vorgestellt. Die Auswahl ist absolut international, neben bereits auch berühmt bekannten Buchhandlungen wie „Shakespeare & Company“ in Paris oder der „Boekhandel Dominicanen“ in Maastricht, entdecken wir bezaubernde und atemberaubende Buch-Paradiese und Buch-Kleinode, die ihresgleichen suchen.

Da gibt es beispielsweise ein charmant in Türkisfarben gehaltenes Buchladen-Café in Istanbul oder ein spektakuläres Buchhandlungskonzept in Mexiko-Stadt, bei der im jüngsten Buchhandlungprojekt „Cafebreria El Péndulo“ eine riesige Palme mitten in der Buchhandlung steht und aus deren Dach ragen darf. In Island wird ein entzückendes kleines Antiquariat „Bokin“ zum Kulturbotschafter. Die USA zeigt eine Fülle von faszinierenden unabhängigen Buchhandlungen, die mehr als klassisches Engagement beweisen, wie zum Beispiel der Initiator „Michael Seidenberg“ seines vollkommen „geheimen“ Buchladens – „Brazenhead Books“ in New York City -, den er aus und mit seinem eigenen Appartement gemacht hatte. Aber auch eine schwimmende Buchhandlung mit dem Titel „The Book Barge“, die am Canal du Nivernais in Frankreich liegt, sorgt für Erstaunen.

Richtig spektakulär darf es natürlich auch sein, vor allem wenn man die Bilder der Buchhandlung „WUGUAN BOOKS“ aus Kaohsiung (Taiwan) bewundert, denn in dieser Buchhandlung werden ungefähr 400 Bücher in absoluter Dunkelheit mit jeweils eigenem Licht präsentiert. Oder vollkommen unverwechselbar, wenn man sich die Buchhandlung „Morioka Shoten“ in Tokio ansieht. Hier wird nur ein einziges Buch zum Verkauf angeboten!

Die vielfältige Auswahl an Buchläden in diesem Werk ist beeindruckend, inspirierend und motivierend zugleich. Die hier präsentierten Buchhandlungen sind auf verschiedenste Weise und in  ihrer Kombination inhaltlich, aber auch gestalterisch und architektonisch die wundervollsten „Meisterwerke“ in Punkto Lese-Paradiese!

Kaum verwunderlich, dass bereits in einer Rezension in der Süddeutschen Zeitung dieses Buch als „Verneigung vor einer fantastischen Institution: der Buchhandlung“ bezeichnet wird. Es könnte sogar noch mehr sein als „nur“ die Verneigung vor der Institution Buchhandlung. 

Selbstverständlich ist es auch die Verneigung vor den buch-begeisterten Köpfen, kreativen Initiatoren und kompetenten Buchhändlern, die diese Lese-Orte mit gebührendem Engagement und grosser Leidenschaft geschaffen haben und weiterhin alles dafür tun, sie langfristig anziehend und lebendig zu halten. Doch vergessen wir nicht den Leser, Buchliebhaber und potentiellen Kunden, der genau diese Buchläden regelmässig frequentiert, schätzt, liebt, verehrt und belebt. Und genau diesem Bücherfreund gebührt gleichwohl eine eben so grosse Verneigung, die man in der aktuellen Zeit auf keinem Fall unerwähnt lassen sollte!

„Do You Read Me“ ist ein grandioses „Sammelsurium“ der unterschiedlichsten Buchhandlungen jedoch mit einer grossen Gemeinsamkeit: diese Buchläden geben eine Art „Zuhause“, erfüllen Wünsche und schenken uns – wie bereits Mark Forsyth in seinem Essay erläuterte – eine besondere und unverwechselbare Art des Glücks, nämlich „das große Glück, das zu finden, wonach man gar nicht gesucht hat“!

Durchgelesen – „Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain“ v. Alex Lépic

Commissaire Lacroix ist wieder im Einsatz! 

Alex Lépic, der Erfinder von „Commissaire Lacroix –  den wir bereits durch seinen ersten Fall mehr als schätzen gelernt haben –  entführt den Leser in seinem gerade frisch erschienen zweiten Fall in die besondere Welt der Pariser Bäckereien!

Hätten Sie gewusst, dass es in Paris 1200 unabhängige Bäckereien gibt und dass jedes Jahr ein Wettbewerb um den „Grand prix de la baguette de tradition française de la ville de Paris“, den grossen Preis hinsichtlich des besten Baguettes von Paris, veranstaltet wird? 

Ja, Paris hat so einige Überraschungen zu bieten und da bleiben auch die Pariser Bäcker nicht verschont. Dieser Preis für das beste Baguette bringt dem Bäcker nämlich auch noch eine besondere Ehre ein – dieser auserwählte Bäcker darf nun für ein Jahr bis zur nächsten Wahl des besten Baguettes den Élysées Palast und somit den Französischen Präsidenten beliefern.

Und über diesen wichtigsten Preis der Stadt Paris konnte sich nun die Bäckerei – Boulangerie Lefèvre in der Rue de Seine, im 6. Arrondissement von Paris – freuen. Doch diese grosse Freude über den – vor allem zum zweiten Mal in Folge hintereinander gewonnenen  – 1. Paris für das beste Pariser Baguette, was es bis jetzt noch nie gegeben hat, wird dramatisch getrübt. Monsieur Maurice Lefèvre ist tot! Nach der Verleihung dieser Auszeichnung früh morgens entdeckt ihn ein Gas-Techniker erschlagen in seiner Backstube.

Commissaire Lacroix ist selbst erschüttert, denn für ihn war Maurice Lefèvre ein rechtschaffener und vor allem sehr fleissiger Bäcker, dessen Baguette äusserst beliebt war und selbst Monsieur le Commissaire einen kleinen Umweg dafür nicht scheute. Unterstützt von seinem engagierten Team mit „Capitaine“ Rio, dem „Commandant“ Pagnelli und natürlich auch mit Gerichtsmediziner Docteur Obert, kann die Tatwaffe – ein Brotschieber aus Holz – schnell gefunden werden. Doch was steckt hinter dieser schrecklichen Tat, was sind die Motive und wer ist der Täter?

Der Fall entwickelt sich als delikat, denn die Bäckerinnung und insbesondere deren Chef und dessen „Handelssekretärin“, beide in gewisse Machenschaften verstrickt, haben einen wichtigen organisatorischen Einfluss auf die Zusammensetzung der Jury des Pariser Baguette-Wettbewerbs. Sie hatten Maurice Lefèvre als Letzte gesehen und waren somit wichtige Zeugen. Und bereits bei der ersten Befragung bemerkte Lacroix eine aufsteigende Nervosität und subtile erste Andeutungen auf eine potentielle Wahlmanipulation innerhalb der Jury. 

Die Situation war angespannt, erste Verdächtigungen wurden ausgesprochen auch in Bezug auf Konkurrenz mit anderen Bäckern. Doch Commissaire Lacroix – wie sein berühmter „Kollege“ Maigret –  liess sich glücklicherweise nicht von den ersten Erkenntnissen zu stark beeindrucken und keineswegs beeinflussen, was auch gut war, denn der Fall hatte es in sich und musste auch in besonderer Rücksichtnahme auf den „Élysées Palast“ als „Kunde“ dieser Bäckerei schnellst möglich aufgeklärt werden…

Alex Lépic ist ein echter Paris-Kenner und Flaneur! Mit dem charmanten, etwas altmodisch angehaltenen Commissaire Lacroix, der übrigens nach wie vor kein Mobiltelefon besitzt und deshalb am Besten über die Festnetznummer seines Stammlokals erreichbar ist, kann man nicht nur einen spannenden Kriminalroman lesen, sondern auch durch Paris „reisen“. Und diese „Reise“ lässt sich nun durch die so schön gestaltete Karte auf der Innenseite des Buchcovers ausgezeichnet vor-  und nachbereiten.

Der zweite Fall spielt schwerpunktmässig im 6. Arrondissement – konkret im Quartier Saint-Germain-des-Près mit seinen Literatencafés und vielen guten Bäckereien und Restaurants. Commissaire Lacroix nimmt nie die Metro, geht vorzugsweise zu Fuss – vor allem zwischen seiner Wohnung im 7. Arrondissement und seinem Arbeitsplatz dem Kommissariat im 5. Arrondissement. Hin und wieder nimmt er den Bus und lässt sich in seinen Polizei-Einsätzen von Capitaine Rio chauffieren, die sich – zu seinem Leidwesen – dem Pariser Fahrstil mehr als angepasst hat. 

In diesem zweiten Kriminalroman kommt der Leser den Haupt-, aber auch den Nebenfiguren immer näher, man wird vertrauter, erkennt die Eigenarten, freut sich über neue Feinheiten und fühlt sich beim Lesen in Paris, bei Commissaire Lacroix, seiner Familie, seinen Kollegen und Freunden im wahrsten Sinne des Wortes „ zu Hause“. 

Doch trotz oder gerade wegen dieser „Wohlfühlatmosphäre“  bleibt  „Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain“ ein ganz ausgeklügelt fesselnder Kriminalroman, bei dem der Leser so en passant mit der Pariser Bäckereikunst verführt und gleichzeitig in ein perfides Verbrechen verwickelt wird.

Eric Lépic und sein „Maigret“ alias Commissaire Lacroix entwickelt sich quasi von „Fall zu Fall“ zu der besonderen neue Kriminalreihe, die intelligent, unterhaltsam, informativ und so mitreissend erzählt wird, dass die Lust auf mehr, hoffentlich bald mit dem dritten Fall gestillt werden kann…

Durchgeblättert – „Meine schöne Buchhandlung“

Lesen Sie noch „echte“ Bücher? Dann besuchen Sie auch Buchhandlungen, vielleicht so gar unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen, die mehr sind als nur eine reine Verkaufsstelle für Bücher. Und trotzdem werden Sie nun fragen, braucht es denn heute in der digitalen Welt wirklich noch einen örtlichen Buchhändler? Die Antwort lautet knapp und ganz einfach: Ja!

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass dieser wunderschöne und informative Bild- und Textband „Meine schöne Buchhandlung“ gerade aktuell erschienen ist.

Für dieses gelungene Ergebnis sind zwei Verlagsfrauen (Lektorat bei Knesebeck), Elizabeth Bandulet und Maria Platte verantwortlich und natürlich Andreas Licht – einer der besten Fotografen – der uns bereits durch die mehr als gelungene Kooperation mit Rainer Moritz mit dem Bildband „Dicht am Paradies – Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten“ von seiner Fotokunst überzeugen konnte. Somit ist es keine Überraschung, dass dieses wundervolle Buch bereits durch die Bilder, welche die Räumlichkeiten der einzelnen Buchhandlungen und die leitenden und mitarbeitenden Buchhändler porträtiert, eine durch grosse Neugierde fördernde Anziehungskraft ausübt. Doch die feinen und informativen Texte von Elizabeth Bandulet und Maria Platte machen daraus ein kleines Gesamtkunstwerk. Es werden hier nämlich keine klassischen Kurzbeschreibungen präsentiert. Sämtliche hier vorgestellten Buchhändler kommen zu Wort, es geht um das echte Leben und Arbeiten in der jeweiligen Buchhandlung, die Sortimentsidee, die Veranstaltungen, den direkten Austausch mit den Kunden und vieles mehr.

Der Leser kann hier 35 Buchhandlungen entdecken, alle unabhängig und inhabergeführt, in ganz Deutschland verteilt, mit einem kleinen Blick auch nach Österreich und in die Schweiz. Die Buchhandlungen haben unterschiedlichste Grössen von 45m2 bis 7000m2, sind allgemeinsortiert oder spezialisiert und haben aber sehr vieles gemeinsam: sie werden von und mit hoch motivierten, engagierten und kreativen Menschen geführt, geleitet und organisiert. Es sind gelernte Buchhändler, Germanisten, Philosophen, aber auch Quereinsteiger. Ein geballtes Wissen verknüpft mit unendlichem Enthusiasmus, der jedem Leser und potentiellem Kunden der Buchhandlung zur Verfügung steht. Aber letztendlich geht es um wesentlich mehr als nur um Wissensvermittlung und Service, es geht um einen besonderen Treffpunkt, ein Ankommen in der Welt der Bücher, um eine besondere Wohlfühl-Atmosphäre, um starke Inspiration, um Anti-Alogrithmus, natürlich um echte Beratung von Angesicht zu Angesicht, es geht aber auch um Tradition und Innovation, um Sinnerlebnisse und Lebendigkeit. Und es geht nicht um die Zukunft der Buchhandlung, die ist durch diese tollen Buchmenschen zu hundert Prozent gesichert, sondern um die Zukunft des Buchlesers.

Dies alles wird hier auf sage und schreibe nur 160 Seiten stilvoll und informativ gezeigt, so dass man bereits bei der Lektüre dieses schönen Bildbandes sich in der jeweiligen Buchhandlung verweilend sieht. Der Leser ganz sicher und vielleicht sogar der Nicht-Leser, sie beide bekommen eine unglaubliche Lust, all diese wunderbaren Orte so schnell als möglich aufzusuchen, die dahinterstehenden Menschen kennenzulernen und miteinander über Bücher und Literatur zu sprechen. Denn genau dieser persönliche Kontakt und der individuelle Austausch verleihen all diesen schönen und aussergewöhnlichen Buchhandlungen dadurch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, das letztlich das einzige, beste und wichtigste Service-Argument im Buchhandel ist und bleiben wird.

Also, worauf warten Sie! Laufen Sie los und stürmen Sie Ihre ganz persönliche unabhängige Buchhandlung, denn Ihr Buchhändler wartet auf Sie, schenkt Ihnen sein Vertrauen und wird Sie mit Freude, Engagement, mit einem besonderen Buchsortiment und individuellster Beratung empfangen. Und sollten Sie dabei noch dieses wundervolle Buch „Meine schöne Buchhandlung“ entdecken, sind nicht nur Ihr Buchhändler, sondern auch Sie glücklich!

 

Durchgelesen – „Deutschland à la française“ v. Pascale Hugues

Wie französisch ist Deutschland? Eine interessante Frage, die man sich, sei es als frankophiler Deutscher, oder deutschliebender Franzose vielleicht stellen sollte.

Pascale Hugues, geboren in Straβburg, arbeitet seit 1989 als Korrespondentin in Deutschland zuerst für die französische Zeitung „Libération“ und aktuell für das französische Magazin „Le Point“. Gleichzeitig schreibt sie die sehr bekannte Kolumne „Mon Berlin“ im Tagesspiegel, für die sie mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet wurde. Pascale Hugues hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, „Marthe & Mathilde. Eine Familie zwischen Frankreich und Deutschland“ (2008) und „Ruhige Strasse in guter Wohnlage“ (2013) – prämiert mit dem „Prix Simone Veil“ und dem Europäischen Buchpreis. In ihrem neuen Buch „Deutschland à la française“ (wunderbar übersetzt aus dem Französischen von Elisabeth Thielicke) geht Pascale Hugues dieser potentiellen Frage nicht nur nach, sondern sie schildert uns voller Charme ihre eigenen Beobachtungen.

Pascale Hugues lebt als Französin zwar schon seit vielen Jahren in Berlin, fühlt sich manchmal immer noch ein wenig fremd und ist des Öfteren verwundert über so manche deutsche Eigenheit im Alltag, in der Sprache und in der Mentalität.

Bereits ganz aktuell im Hinblick auf die Amtseinführung von Emmanuel Macron sieht man die ersten grossen Unterschiede zwischen den beiden Ländern Deutschland und Frankreich. Vergleicht man dazu die Abgabe des Amtseides von Angela Merkel vor dem Bundestag, wird die deutsche Schlichtheit mehr als deutlich. „Ein feierliches Ritual, aber ohne Pathos“ laut Pascale Hugues, im Gegensatz zur „Machtübergabe in Paris mit ihrem monarchistischen Pomp: Man könnte glauben, Frankreich würde den Präsidenten zum König weihen.“ Und so kann man diesen königlichen Stil auch im „Élysée Palast“, dem Amtssitz des französischen Präsidenten, beim einmal im Jahr stattfinden Tag der offenen Tür im Detail erleben. Man denke nur an die goldenen Wasserhähne, prunkvollen Lüster und edlen Möbel, Teppiche und Kamine, wie es sich für ein Schloss eben gehört. Da fühlt sich das Kanzleramt sehr schlicht, aber vielleicht doch funktionaler an. „Eher Bauhaus als Rokoko“, schreibt P. Hugues.

Aber nicht nur im Machtzentrum der einzelnen Länder gibt es Unterschiede, auch im Alltag lässt sich so einiges an Verschiedenheiten feststellen. Da wäre zum Beispiel die „Mülltrennung“. Ein wunderbares klischeebehaftetes Thema, das sich für viele Ausländer perfekt eignet, sich über Deutschland lustig zu machen. Natürlich ist es beispielsweise für Franzosen bereits ein gewisser „Fort-Schritt“, in Frankreich zwischen Restmüll (schwarze Tonne) und Papier/Plastik (gelbe Tonne) zu trennen. Doch letztendlich wird nicht wirklich kontrolliert, weder von Nachbarn noch einer übergeordneten Stelle.

Pascale Hugues hat in Deutschland ihre ersten traumatischen Erfahrungen mit der Mülltrennung gemacht. Sie war gerade ganz neu nach Bonn gezogen und „eines Morgens trommelte es an meine Tür. … Ich öffnete die Tür. Sie hielt die graue Mülltüte in der Hand, die ich gerade in den Müllkeller gebracht hatte. Ich verstand nicht. Sie kippte den gesamten Inhalt der Tüte auf meinen Küchenboden aus.“ Das war der Grund, dass P. Hugues die Richtlinien des Umweltbundesamtes nicht nur studierte, sondern quasi auswendig lernen wollte bzw. musste. Aber letztendlich beobachtet sie auch hin und wieder Deutsche, die sich nicht immer an all diese Richtlinien halten. Ein kleiner Grund für P. Hugues, sich in gewissen regelmässigen Abständen einen kleinen Verstoss zu erlauben.

Neben vielen Alltagssituationen und gesellschaftlichen Unterschieden, liegen natürlich auch die Besonderheiten in der Sprache und in ihren Bedeutungen. Viele deutsche Wörter haben eine unglaubliche Kraft und Klarheit – denke man beispielsweise an das deutsche Wort „Donnerwetter“ -, die Franzosen wie Pascal Hugues begeistern und beeindrucken. Es gibt auch viele verdeutschte französische Wörter, die jedoch so manchen Franzosen fast schon zur Verzweiflung bringen. Nehmen wir das Wort „Niveau“. Im Französischen ist „Niveau“ ein Ergebnis-Mess-Intrument in der Schule. Doch im Deutschen gibt es Niveau fast überall. Bereits im Kaufhaus gibt es das 1. oder 2. Niveau, was wesentlich schicker klingt, als Etage. Interessant ist auch die Verwendung des deutschen „Niveaus“ hinsichtlich einer gesellschaftlichen Ebene bei der Suche eines geeigneten Lebenspartners, wie P. Hugues treffend auf den Punkt bringt: „Aber nirgends ist „mit Niveau“ schöner als auf der Website von ElitePartner: Partnersuche für Akademiker mit Niveau.“

Pascale Hugues durchforstet die deutschen, aber natürlich auch die französischen Eigenarten. Sie vergleicht und entdeckt interessante Unterschiede, aber auch kleine Anpassungsmerkmale von beiden Seiten, die das Leben vereinfachen, verbessern, und/oder bereichern können. Sie lässt kein aktuelles Thema aus, wie beispielsweise Streik und Korruption. Ihr messerscharfer Blick für die Feinheiten aus diesen Nachbar-Welten zeigt den Leser einen wunderbaren Querschnitt des Lebens auf beiden Seiten des Rheins. Durch ihren unglaublich subtilen, aber auch unheimlich direkten klugen Witz taucht der Leser in die doch manchmal schwere deutsche Seele aus Sicht einer Französin mit schwungvoller Leichtigkeit ein und spürt im gleichen Lese-Atemzug den koketten französischen Esprit.

„Deutschland à la française“ ist ein sehr kompetentes, amüsantes und aber vor allem  wichtiges Buch in den aktuell nicht einfachen Zeiten einer neu zu belebenden und vertiefenden deutsch-französischen Freundschaft!

Durchgelesen – „Der Eiffelturm“ v. Roland Barthes

Warum sollte man ausgerechnet ein Essay über den Eiffelturm lesen ? Genügt es denn nicht, sich an den Bildern von dieser Sehenswürdigkeit zu erfreuen oder den Turm direkt in Paris selbst zu entdecken ?

Der Eiffelturm – das Wahrzeichen der Stadt – international bekannt, beliebt und gerne besucht – steht im vornehmen 7. Arrondissement in Paris. Gebaut anlässlich der Weltausstellung in Paris 1889, ist der Turm 324 m hoch. Es gibt insgesamt drei Etagen, wobei die ersten zwei Etagen neben Aussichtsplattformen – bei der im Winter sogar eine kleine Eisfläche zum Schlittschuhlaufen vorgesehen ist – , Restaurants und Geschäfte anbieten. Der Eiffelturm gehört seit 1991 auch zum Weltkulturerbe mit anderen historischen Bauwerken in Paris und hat im Jahr 2015 mehr als 7 Millionen Besucher empfangen. Seit der Eröffnung 1889 konnten bereits mehr als 250 Millionen Touristen dieses architektonische Wunderwerk besuchen. Und nicht nur für diese vielen Touristen auch für Roland Barthes ist der Eiffelturm ein unübersehbares Objekt !

Roland Barthes, geboren 1915 in Cherbourg und gestorben 1980 in Paris, zählte zu den wichtigsten Philosophen und Literaturkritikern Frankreichs im 20. Jahrhundert. Er war Direktor der Ecole des hautes études en sciences sociales (EHESS) und Professor am Collège de France. Er machte am berühmten Gymnasium « Lycée Louis le Grand » sein Abitur und schrieb sich im Anschluss daran an der Sorbonne für das Studium der klassischen Literatur ein. Trotz seines Lungenleidens arbeitete er nach seinem Studienabschluss als Lehrer an verschiedenen Gymnasien in Paris, musste jedoch immer wieder durch Aufenthalte in Sanatorien unterbrechen. Aufgrund schwieriger finanzieller Verhältnisse lebte er bis zum Tode seiner Mutter (1977) mit ihr zusammen in einer Wohnung. 1977 erschien dann sein erstes äusserst kommerziell erfolgreiches Werk « Fragments d’un discours » (« Fragmente einer Sprache der Liebe » 1984), obwohl er durch sein in Frankreich bereits 1957 veröffentlichtes Buch « Mythologie » (« Mythen des Alltags » 1964) den Grundstock für sein Schwerpunktthema die kritische Semiotik gelegt hatte. Ja und auch der Eiffelturm ist für Roland Barthes eine Art Mythos des Alltags.

Der Eiffelturm war zur damaligen Zeit, gleich nach Fertigstellung, alles andere als ein beliebtes Baudenkmal. Der Turm wurde teilweise gehasst, er sollte am Besten nach der Weltausstellung wieder abgerissen werden. Viele Künstler und Autoren konnten sich keineswegs mit diesem Turm anfreunden und versuchten alles Mögliche, um ihn nicht sehen zu müssen. Roland Barthes beginnt sein Essay mit einer kleinen charmanten Anekdote über Maupassant :

« Maupassant ass häufig im Restaurant des Eiffelturms zu Mittag, obwohl er den Turm nicht mochte : « Es ist die einzige Stelle in Paris, von wo aus ich ihn nicht sehe » pflegte er zu sagen. In der Tat muss man sich in Paris grosse Mühe geben, den Eiffelturm nicht zu sehen. »

Der Eiffelturm war und ist präsent und gehört im Pariser Alltagsleben einfach dazu, ob man will oder nicht. Und somit versucht Roland Barthes den Sinn dieses Turms in genau diesem Alltagsleben in seinem Essay in ganz unterschiedlichen Ansätzen zu ergründen, wie zum Beispiel: « Der Turm ist freundschaftlich. »

Er hat aber auch verschiedene Aufgaben, sowohl im wirtschaftlichen als auch im technischen Bereichen und ist gleichzeitig jedoch vollkommen unnütz. Doch noch viel interessanter ist der Blickwinkel von Seiten des Turms. Der Besucher blickt vom Turm aus in die Natur, in die Stadt. Doch auch « der Eiffelturm betrachtet Paris », wie Barthes kurz und klar zusammenfasst.

Aber es geht um mehr als nur um Blicke auf und von dem Eiffelturm, es ist nicht nur das grandiose « Panorama », was hier zählt, es ist der Bedeutungsunterschied zwischen Objekt und Symbol. Und genau durch diesen Unterschied kann wiederum eine ganz neue Funktion entstehen, nämlich die einer « Vermittlungsfunktion, die eines historischen Objekts ».

Der Eiffelturm ist das Symbol von Paris, er ist aber zu allererst auch ein Technik-Objekt, ein Zeichen von kühnster Modernität, ein architektonisches Kunstwerk und er besitzt trotz allem eine im gewissen Sinne « menschliche Silhouette ». Denn für die Franzosen ist der Eiffelturm eine Dame (une tour), er bzw. sie ist die Dame aus Eisen (la dame de fer):

« Der Turm ist eine über Paris wachende Frau, die die Stadt zu ihren Füssen versammelt hält, sitzend und stehend zugleich kontrolliert und schützt, überwacht und behütet sie sie. »

Roland Barthes hat mit diesem Essay einen wahren Klassiker geschaffen, der nun endlich nach über 50 Jahren auch in Deutschland dank der wunderbaren Übersetzung von Helmut Scheffel veröffentlicht werden konnte. Dieses kleine feine Buch – im Anhang mit Abbildungen zur Entstehung – ist mehr als nur ein Essay. Es ist der Versuch als Strukturalist diesen Turm in den unterschied-lichsten Facetten zu « erforschen » und gleichzeitig damit eine noch grössere Bedeutung diesem Turm anzuerkennen aufgrund der äusserst überraschenden und  bedeutsamen « Forschungs-ergebnisse ».

Letztendlich zählt nicht das Objekt allein, sondern der Mensch, was er aus dem Objekt, in diesem Fall dem Turm macht :

Blick, Objekt, Symbol, der Eiffelturm ist alles, was der Mensch in ihn hineinlegt. »

Mehr lässt sich dazu fast nicht mehr sagen bzw. schreiben, ausser dass wir dem Leser diesen ausgesprochen eindrucksvoll zeitlosen und stilistisch eleganten Essay sehr zur Lektüre empfehlen, besonders vor der Besichtigung bzw. Besteigung dieses Turms !

Durchgeblättert – „Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ v. Tania Schlie

Schreiben und Glück gehört irgendwie zusammen. Bereits Jean Paul konnte dies mit seinem wunderbaren Zitat – „Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein“ – perfekt bestätigen. Doch wo schreiben eigentlich Menschen und insbesondere Frauen ihre Bücher? Eine nicht ganz unwichtige Frage, die sich dank der enthusiastischen Recherche und dem guten Gespür an biographischen Entdeckungen nun mit dem sehr interessanten und anspruchsvoll gestalteten Buch „Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ sehr gut beantworten lässt.

Tania Schlie (geb. 1961 in Hamburg), Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin hat mit ihrem neuen Werk ein wahrlich wissenswertes Thema rund um das Schreibverhalten von Frauen sehr ansprechend und äusserst informativ aufbereitet. Es geht um den Ort des Schreibens, konkret nicht nur um ein Land, eine Stadt oder ein Dorf, nein es geht um den Arbeitsplatz oder besser gesagt um den Schreibort. Das kann ein – kombiniert mit unterschiedlichen Ritualen – immer festgelegter Platz sein, der verschiedenster räumlicher und psychologischer Begleitumstände bedarf, die das Schreiben nicht nur erleichtern und vereinfachen, sondern auch effizienter und erfolgreicher gestalten können.

Elke Heidenreich hat hier in ihrem sehr persönlichen Vorwort ihren Schreibort wunderbar erläutert und wir können erstaunt feststellen, dass sie über den besonderen Luxus verfügt, drei Schreibtische zu besitzen, die für die unterschiedlichsten Arten des Schreibens von ihr dementsprechend eingesetzt werden. Doch dieses Privileg hatten in früheren Zeiten leider nur sehr wenige Schriftstellerinnen; sie mussten zum Teil mit dem Küchen- bzw. Esstisch vorlieb nehmen, wie zum Beispiel Jane Austen oder Charlotte Brontë, die sogar mit ihren zwei Schwestern gemeinsam im Esszimmer ihre Bücher schrieb.

Aber auch das Café zählte zu einem der wichtigsten und beliebtesten Schreibplätze für viele Autorinnen. Während der Besatzungszeit beispielsweise war es der wesentlich besser geheizte Ort. Und für Simone de Beauvoir, die alle ihre Bücher in Cafés geschrieben hatte, nicht nur ein Arbeits- genauso eine Art Lebensort zum Essen und zum Freunde treffen. Auch Nathalie Sarraute ging jeden Tag für vier Stunden in ein libanesisches Café in Paris, um ihren Kindern und dem Anwaltsalltag ihres Mannes zu entfliehen. Dorothy Parker konnte über viele Jahre hinweg nur in möblierten Hotelzimmern arbeiten. Ja und nicht nur für François Sagan war die brennende Zigarette ein unabdingbares „Konzentrationsmittel“. Viele andere Schriftstellerinnen, wie beispielsweise Elizabeth Bowen, fühlten sich im Tabakduft irgendwie wohl und aufgehoben. Gertrude Stein dagegen brauchte noch etwas ganz anderes, das sie in ihrem Schreiben unterstützte und beflügelte, nämlich Kunst. Sie sammelte bereits früh die unterschiedlichsten Meisterwerke der Moderne und wurde durch die Kunst, die an ihren Wänden ihres Arbeitszimmers hing, nicht immer nur positiv inspiriert und musste sich deshalb sogar von so manchem Kunstwerk trennen, da es ihren Schreibprozess eher zu blockieren schien.

Einige Autorinnen konnten überall schreiben, reisten viel, benötigten ihre Schreibmaschine als klassisches Arbeitsmittel und der Arbeitsort war völlig gleichgültig, ob in der Wiese, auf der Terrasse oder in einem Raum an einem beliebigen Tisch. Es gibt aber auch Schriftstellerinnen, die ihren eigenen konkreten Ort zum Schreiben brauchten. Sei es ein separates Zimmer wie bei Virginia Woolf und Alice Walker, oder aber auch nur der einzig wahre Schreibtisch bzw. Schreibort, wie bei Nadine Gordimer oder Colette, die nur im Bett auf ihrem dafür eigens konzipierten Schreibpult produktiv sein konnte.

Viele oder man könnte fast schon sagen, die meisten dieser Autorinnen sind dem Schreiben so zugetan, dass es für sie das eigentliche, ja das wahre Leben bedeutete, aber es gibt auch Ausnahmen, bei denen das Schreiben, ein echter Brotberuf war und vor allem das Geld zählte. George Sand gehörte zu dieser Kategorie. Sie konnte sage und schreibe bis zu dreizehn Stunden am Tag arbeiten und versuchte sich dabei nachts mit Unmengen von Kaffee und Zigaretten wachzuhalten. Aber auch Agatha Christie, die mehr als 70 Bücher geschrieben hatte, arbeitete für eine neue Loggia an ihrem Haus. Es ging ihr um die pragmatischen Aspekte und keineswegs um die Verklärung des Schreibens.

Fast 40 schreibende Frauen und ihre Arbeitsplätze mit den dazu verbundenen Arbeitsgewohnheiten dürfen wir in diesem so fabelhaft konzipierten Buch – dank auch der faszinierenden Fotos von einigen dieser Schreiborte – erstmals kennenlernen. Tania Schlie hat nicht nur intensiv geforscht, sie hat auch sehr subtil und ganz vorsichtig die Türen zu den Schreibplätzen dieser aussergewöhnlichen Frauen geöffnet. Wir spüren die unterschiedlichen Plätze auf, fühlen uns sofort eingeladen in die verschiedenen „Arbeitszimmer“ dieser ausgewählten Schriftstellerinnen und erkunden die Einrichtung, drücken die Tasten der Schreibmaschine oder nehmen die Bleistifte bzw. Füllfederhalter zur Hand, riechen den Tabakrauch oder hören auch die Nebengeräusche in den Cafés. Kurzum der Leser wird Teil einer ganz besonderen Welt, der sogenannten weiblichen Schreibwelt. Ja und somit müssen wir uns nicht im Geringsten wundern, wenn wir, selbst als Leser, uns vielleicht auch nach einem genauso vergleichbaren „Ort“ des Schreibens bzw. Arbeitens sehnen!

„Wo Frauen ihre Bücher schreiben“ ist ein glanzvoll illustrierter Bild- und Textband, der nicht nur Schreiborte, sondern ganze und vor allem auch in gewisser Weise sehr persönliche und intime geistige Lebensräume von beeindruckenden Schriftstellerinnen präsentiert. Seien Sie gewiss, verehrter Leser, spätestens nach der Lektüre dieses Buches werden Sie Ihre Neugierde bezüglich der Frage nach dem „Wo“ Frauen schreiben stillen können, doch gleichzeitig werden die neuen Fragen nach dem „Was“ und „Wie“ sie schreiben nicht lange auf sich warten lassen und das literarische Verlangen, diese Schriftstellerinnen auch in ihrem Werk kennenzulernen, kaum mehr zu bändigen sein!

Durchgeblättert – „THE PARISIANER“ v. La Lettre P

Wer kennt nicht die wunderbar wirkungsvollen und künstlerisch nachhaltig faszinierenden Titelblätter der bekannten Nachrichten-, Kultur- und Literaturzeitschrift „THE NEW YORKER“. Viele Künstler, beispielsweise auch Jean-Jacques Sempé, haben sich da nicht nur verewigt, sie haben mit ihrer Illustration auch ein Statement geschaffen, was New York und die USA betrifft. Wie schade ist es doch, dass kein Pendant dazu für Paris existiert. Was gäbe man nicht dafür, die Gedanken auch über diese Stadt durch Illustrationen sprechen zu lassen. Nach langer Zeit ist nun das Ergebnis eines ganz besonderen Projekts im Dezember 2013 mit einer Ausstellung in der Galerie de la Cité internationale des Arts in Paris sichtbar geworden. Jetzt waren nur noch Neugierde und echte Fantasie gefragt. Der Traum eines Pariser „NEW YORKER“ war nun nicht nur gedanklich, sondern vor allem zeichnerisch verwirklicht worden und es entstanden eine Fülle von verschiedenen Covern eines absolut imaginären Magazins, das leider bis heute an keinem Zeitungskiosk zu erwerben ist, dafür aber mit dem schönen Titel „THE PARISIANER“ seine zahlreichen Verehrer inzwischen weit über die französischen Grenzen hinaus gefunden hat.

Die Herausgeber La Lettre P (Vereinigung von Grafikern und Illustratoren), die sich für ihre Leidenschaft bezüglich der grafischen Kunst einsetzen, haben mit ihrer Idee, Paris in Illustrationen eine Geschichte erzählen zu lassen, den Blick auf die Stadt nicht nur bestätigt, sondern auch geöffnet. Anlässlich der Ausstellung und dem viel zu schnell vergriffenen dazugehörigen Katalog, gibt es die von mehr als über 100 Künstlern unterschiedlichsten Cover des „THE PARISIANER“ nun aktuell neu aufgelegt in einer schmucken und trotzdem sehr handlichen Buchausgabe, die nicht nur den Pariser, sondern jeden Freund dieser Stadt begeistern wird.

In diesem Buch lernt man Paris in den unterschiedlichsten Facetten kennen, kann in den Bildern mühelos lesen, ohne die französische Sprache beherrschen zu müssen. Ein Bilderbuch der Sonderklasse für bibliophile Menschen, welche die Kunst der Illustration zu schätzen und die darin diskret versteckten Informationen zu deuten wissen.

Paris ist die Stadt, die ohne das Wahrzeichen „Eiffelturm“ gar nicht vorstellbar wäre. Obwohl ja lange Zeit diese Sehenswürdigkeit mehr als ungeliebt war und die Bewohner von Paris „die eiserne Dame“ am liebsten wieder abgerissen hätten. Die Pariser Cafés sind mehr als ein Ort, um seinen Espresso zu trinken, es sind Orte des Treffens, des Beobachtens, des Lesens etc. Selbst wenn man morgens mit dem Hund eine Runde dreht, ist das Ende des Spaziergangs nicht unbedingt gleich das Appartement, sondern noch schnell das Café ums Eck. Apropos Hunde, die Liebe zu den Vierbeinern ist in Frankreich, insbesondere in Paris sehr hoch, also ist es kaum verwunderlich, dass auch der Hund in vielen dieser eindrucksvollen Cover des „THE PARISIANER“ nicht zu kurz kommt. Aber auch Themen wir Verkehr, Streiks und Obdachlose werden zeichnerisch raffiniert und absolut unzweideutig dem Leser dargelegt. Doch in allen dieser so kunstvoll packenden Titelbilder wird der Humor nie vernachlässigt, allein die vielen japanischen Touristen, die zahlreichen Verliebten, Unmengen von Zeitungen, diversen Regenschirmen und Sonnenbrillen, zeigen die ernsthafte Leichtigkeit dieses so grossartigen Kunst- und Buch-Projekts.

Verehrter Leser, am besten Sie lassen sich von dieser kleinen Bildauswahl inspirieren. Geniessen Sie die ganz persönlichen Paris-Eindrücke dieser „THE PARISIANER“-Künstler. Ein Buch, in dem man flanieren, lachen, lieben und träumen kann, das einen auch ein wenig zittern und ungeduldig werden lässt, genauso wie es auch Paris macht.

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Paris war schon laut Ernest Hemingway ein „Fest fürs Leben“, doch hier in diesem Buch zählt nicht die Sprache, denn es geht um einen ganz anderen Wort-schatz, nämlich um Bildmomente und deren Interpretation, die wir je nach Stimmungslage jedes Mal anders erleben können und dabei immer wieder etwas Neues, das Paris bietet, entdecken. Paris ist und bleibt ein unendliches Universum und „THE PARISIANER“ –  eine Hommage an das berühmte Magazin „THE NEW YORKER“ – verkörpert in diesem so originellen „Kunstbuch“ den perfekt erlebten und grandios zeichnerisch umgesetzten „Zeitschriften-Traum“ dieser besonderen Stadt.

Durchgeblättert – „Dicht am Paradies – Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten“ v. Rainer Moritz

Es gibt Menschen, die behaupten doch tatsächlich, Paris wäre keine wirklich grüne Stadt. Bei der intensiven Studie eines klassischen Reiseführers stellt man jedoch sehr schnell fest, dass es in Paris mehr als 400 Gärten und Parks gibt. Und spätestens durch die beglückende Lektüre dieses neuen prachtvollen Bild- und Textbandes mit dem geradezu verführerischen Titel „Dicht am Paradies“ tauchen wir richtig ein in die mehr als grünen „Welten“ dieser berauschenden Stadt.

Rainer Moritz, geboren 1958 in Heilbronn, studierte Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und promovierte über Hermann Lenz. Ab 1989 arbeitete er in verschiedenen Verlagen, unter anderem als Cheflektor beim Reclam Verlag und als Programmgeschäftsführer bei Hoffmann und Campe. Seit 2005 leitet Rainer Moritz das Literaturhaus in Hamburg. Wir kennen ihn bereits durch sein grandioses Werk „Die schönsten Buchhandlungen Europas“. Aktuell dürfen wir uns sehr über den gerade neu erschienen Bild- und Textband „Dicht am Paradies – Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten“ erfreuen. Begleitet wurde Rainer Moritz bei der Entstehung dieses Buches durch den Diplom-Fotodesigner Andreas Licht. Seit 1999 ist Andreas Licht Mitglied in der „Deutschen Gesellschaft für Photographie“. Er lebt in Paris und arbeitet für europäische und asiatische Magazine mit den Schwerpunkten Reportage, Porträts und Mode.

In diesem Buch präsentiert uns Rainer Moritz eine sehr persönliche Auswahl. Er lädt uns ein, 27 Gärten, Parks und Squares zu entdecken, die sich über sehr grosse bis unglaublich klein Flächen erstrecken, die als stille Refugien oder als Prachtanlagen fungieren und die sich durch ihre aussergewöhnliche Atmosphäre, ihre architektonische Raffinesse und ihre besondere Lage auszeichnen.

Natürlich kennen wir den Jardin des Tuileries, mit seinen mehr als 25 Hektar, schon eine wahrlich grosszügige grüne Lunge in Mitten von Paris, ausgehend vom Louvre und angrenzend an den Place de la Concorde, eingerahmt vom Quai des Tuileries und der Rue de Rivoli, in der unter anderem auch einer der schönsten und ältesten Buchhandlungen von Paris, die Librairie Galignani, ansässig ist.

Mindestens genau so bekannt ist uns natürlich der im 6. Arrondissement gelegene Jardin du Luxembourg, der bereits früher ein wichtiger Treffpunkt für Künstler und Dichter war. Heute geniessen vor allem auch Studenten und Professoren der Sorbonne diese wohltuende Oase für eine Pause zwischen den Vorlesungen. Dieser Park ist ein idealer Ort zum Sonnenbaden, Lesen und Verweilen. Auch Familien mit Kindern fühlen sich hier sehr wohl, da man auch heute im 21. Jahrhundert noch die traditionsreichen kleinen Holz-Segelboote mieten kann, welche dann mit einem Stab wie zu alten Zeiten auf den Wasserbassins in Fahrt gebracht werden können.

Doch Rainer Moritz führt uns auch in unbekanntere Gärten, die selbst für manchen Pariser, sollte er nicht im gleichen Quartier wohnen, noch unentdeckt sind, wie zum Beispiel der Jardin Catherine-Labouré, ganz in der Nähe des berühmten Kaufhauses Le Bon Marché, der als eine Art Klostergarten seine Obstbäume pflegt. Aber auch die kleinen Squares, wie der Square du Temple im 3. Arrondissement oder der oft vollkommen übersehene Square de la Place Dauphine, der sich auf der Ile-de-la-Cité befindet und seinen Hauptzugang von der Pont Neuf hat. Doch auch die moderneren Parks wie beispielsweise der Parc André-Citroën (15. Arr.) oder der Parc de Bercy (12. Arr.) haben ihren ganz eigenen Charme und dienen den Parisern als wichtige Erholungsorte.

Dieser Bildband besticht durch sehr viele verschiedene Aspekte. Festgehalten und durch seine starke Ausdruckskraft der grandiosen Fotos, die wir Andreas Licht zu verdanken haben, erleben wir die Natur, das Licht und diese Pariser Luft beim Blättern und Lesen so real, als würden wir in einem Garten flanieren, die Blumen riechen und den durch die Bäume streichenden Wind spüren. Ein ganz besonderes Phänomen, das nur durch echte Fotokunst und die hochqualitative Reproduktion dieser Bilder erreicht werden kann.

Rainer Moritz hat bereits diese unvergleichliche und abwechslungsreiche Auswahl getroffen, die uns teilweise ein ganz neues und unbekanntes Paris eröffnet. Doch die Krönung in diesem Bildband sind neben den wundervollen Bildern, nicht nur die informativen Texte über Entstehung, Geschichte und Entwicklung dieser Gärten, sondern vor allem auch die literarischen Verbindungen und Beziehungen die mit und durch diese Parkanlagen entstanden sind. Rainer Moritz lässt uns an der literarischen und künstlerischen Stimmung teilhaben, die das Leben in dieser Stadt und auch in ihren Gärten charakterisiert. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Titel „Dicht am Paradies“ einem Gedicht von Erich Kästner über den Jardin du Luxembourg entliehen ist. Aber nicht nur Kästner, natürlich auch Rilke und Proust dürfen hier nicht fehlen, und was wäre ein Pariser Garten ohne Rodin und Manet.

„Dicht am Paradies“ gehört zu den wundervollsten Bild- und Textbänden, die es aktuell über Paris gibt. Denn selten wurde diese Stadt auf eine sowohl pittoreske und charmante, als auch künstlerisch und literarisch informative Weise porträtiert. Dank Rainer Moritz und Andreas Licht gibt es keine inspirierendere Einladung zu einem Spaziergang durch die geheimnisvollsten, prachtvollsten, verschwiegensten und architektonisch faszinierendsten Park- und Gartenanlagen in der – auch für den Durchleser – nach wie vor schönsten Stadt der Welt!

Durchgelesen – „Paris. Eine Liebe“ v. Urs Faes

Paris, bekannt und oft erwähnt als Stadt der Liebe, werden wir hier nicht nur als Schauplatz, ja sondern auch als Protagonistin erleben können, die anderen Menschen einen Raum bietet, die gegenwärtige Wirklichkeit mit der Vergangenen zu vergleichen, zu vermischen und neu zu entdecken.

Urs Faes (geboren am 13. Februar 1947 in Aarau) wuchs im Suhrental auf und absolvierte am Klosterinternat Wettingen sein Abitur. Danach studierte er Geschichte, Germanistik, Philosophie und Ethnologie. Unterbrochen durch verschiedene Auslandsaufenthalte in Irland, Nord- und Südamerika, schliesst er 1978 seine Dissertation an der Universität Zürich ab. Er arbeitet als Journalist u.a. beim Tagesanzeiger und der Neuen Zürcher Zeitung und schreibt seine ersten Gedichte und Prosatexte, die in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht werden. 1983 erscheint sein erster Roman « Webfehler ». Es folgen Theaterstücke, Hörspiele, Erzählungen und weitere Romane. Geehrt mit vielen Preisen, wie zum Beispiel dem Literaturpreis des Kanton Solothurns 1999 und dem Einzelwerkpreis der schweizerischen Schillerstiftung 2001 und 2008 für den Roman « Liebesarchiv » zählt Urs Faes zu den wichtigsten Schweizer Schriftstellern. Aktuell ist nun seine Erzählung « Paris. Eine Liebe » erschienen !

Wie bereits erwähnt und durch den Titel kaum anders vorstellbar, spielt diese sehr stimmungsvolle und intensive Erzählung in Paris. Wir haben September und genau nach fast dreissig Jahren kehrt Eric in « seine » Stadt wieder zurück, in der er damals Student war.

Er kommt am Gare de l’Est an und wird durch den Lärm und die Hektik irritiert, versucht ohne darüber nach zu denken, in diesem Gewühl nach einem grünen Mantel Ausschau zu halten, den Mantel den Claudine immer getragen hattte. Sie war eine junge Studentin, die ihn faszinierte, in die er verliebt war und die ihn bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr losgelassen hat. Doch heute wird er von André abgeholt. Er hat ihm ein Hotel in der Nähe der Sorbonne organisiert. André hat ihn überzeugt, dass er nach so langer Zeit endlich wieder einmal nach Paris kommt. Eric hat Angst, nicht vor der Stadt, aber vor den Erinnerungen, vor den erlebten Szenen mit Claudine, die ihm hier unbewusst wieder in gewisser Weise fast schon real vor Augen erscheinen werden. Eric ist überrascht, wie sehr sich Paris in den dreissig Jahren verändert hat, doch mit Andrés Hilfe entdecken sich noch den Charme von Früher und die alten Jazzkeller. Doch das Wichtigste für Eric ist, die Wege nachzulaufen und die Orte aufzusuchen, die mit Claudine in Verbindung standen.

Claudine war Eric’s grosse Liebe, er der « Lizentiat in Philosophie, verkrallt in eine Dissertation zur Bedeutung von Hegels Herr und Knecht für den marxistischen Diskurs » und sie eine Studentin mit langem blonden Haar, schmalen Händen und kurzgeschnittenen Nägeln. Claudine zeigte ihm Paris, und wenn er nicht da war, beschrieb sie die Stadt in ihren Briefen und erzählte ihm von ihrer Leidenschaft für Kirchen und Friedhöfe.

Mit André schreitet er die Stationen ab, an denen er mit Claudine liebte, lebte und diskutierte. Die Stadt war wie eine Gesamterinnerung an seine Zeit und an seine Liebe :

« Alles war Paris, eine Liebeserklärung an Claudine, die durch die Rue de Rome gegangen war, ihr fiel das Licht zu, das abendlich mild auf der Strasse traf, den Asphalt sprenkelte. Ihr gehörten die Chansons. Bonjour la vie / Bonjour mon vieux soleil / Bonjour ma mie / Bonjour l’automne vermeil… »

Claudine machte ihn glücklich, ihre Stimme faszinierte Eric und er war berauscht durch ihre Erscheinung und ihre Art. Doch in den Februartagen vor dreissig Jahren war Claudine zwar in Paris, sie hatte jedoch wenig Zeit für ihn und schickte ihn mit ihrem Stadtplan allein durch Paris. Und jetzt geht er wieder allein durch die Stadt, zumindest was Claudine betrifft. André begleitet ihn auf seiner Erinnerungswanderung. Er trifft auf eine ehemalige Concierge in der Rue de Sèvres 88, wo er unter dem Dach in einem Chambre de bonne die « schönsten Jahre seines Lebens » verbracht hat. Auch die Concierge wundert sich :

« Und was sie denn suchten, fragt sie und tritt näher an sie heran.
Das, was zurückgeblieben sei von damals. »

Was nun wirklich zurückgeblieben war, konnte bzw. kann Eric dies noch in „seiner“ Stadt der Liebe, in Paris, finden ? Damals, oft bevor Claudine und Eric in die Metro eingestiegen waren, begann sie einen Satz, ohne ihn je zu vollenden, mit : « Ich muss Dir noch etwas sagen ». Wird Eric noch herausfinden, was sie ihm eigentlich immer und schon sehr lange mitteilen wollte…?

Urs Faes hat dem Leser eine traumhaft schöne Erzählung von gerade mal 65 Seiten geschenkt, die durch die zarten sensiblen Zeichnungen von Nanne Meyer nicht nur ergänzt, sondern auch in ihrer Intensität bestärkt wird. Der Leser spürt mit der unglaublichen Feinfühligkeit der Sprache diesen besonderen Zauber und die unsterbliche Magie von Paris, die sich trotz ihrer Veränderung in den letzten dreissig Jahren auch heute noch wiederfinden lässt. Die Liebe zur Stadt und die Liebe zu Claudine sind fast eins. Es ist wie eine verbindende Liebeserklärung, denn wie Claudine ist auch Paris eine « Frau » : geheimnisvoll, direkt, unangepasst, verrückt, charmant, zart, hart und unberechenbar.

« Paris. Eine Liebe » ist ein literarisches Kleinod an Inspiration, Sprache, Atmosphäre und Gefühl. Urs Faes schreibt wie selbst erlebt. Man erkennt kleine autobiographische Annährungen, entdeckt seine Liebe zur Stadt Paris und zu den Frauen und wünscht sich nach dieser emotional berauschenden Lektüre nichts Sehnlicheres als auf den Spuren von Claudine und Eric durch Paris zu flanieren…!

Durchgeblättert – „Stadt der Bücher“ v. Ilija Trojanow u. Anja Bohnhof

Eine Stadt der Bücher ist doch der Traum für jeden bibliophilen Menschen. Doch wo finden wir diese Orte, an denen Bücher zu den wichtigsten « Einwohnern » zählen? Es gibt sie verteilt auf der ganzen Welt und teilweise sind diese Orte eher klein und unscheinbar. Das erste Bücherdorf entstand 1961 in Wales : Haye-on-Wye. Aber auch in Frankreich gibt es einen entzückenden Ort – Charité-sur-Loire – mit erstaunlich vielen Buchhandlungen, der sich Stadt der Bücher nennt. Doch Trojanows « Stadt der Bücher » liegt nicht in Europa, sondern in Indien, genauer in einem gerade mal zwei Quadratkilometer grossen « Stadtteil » von Kalkutta.

Ilija Trojanow – geboren am 23. August 1965 in Sofia (Bulgarien) – floh mit seiner Familie 1971 nach Deutschland. Von 1972 ab verbrachte er seine Kindheit in Kenia, kehrte für die Schulausbildung von 1977 – 1981 nochmals nach Deutschland zurück und lebte anschliessend bis 1984 in Nairobi, wo er auf der Deutschen Schule auch sein Abitur ablegte. Er ging für ein Jahr nach Paris und studierte anschliessend Rechtswissenschaft und Ethnologie an der Universität München. Das Studium brach er ab, dafür gründete Trojanow in München zwei Verlage, die sich auf afrikanische Literatur spezialisierten. Ab 1999 zog er für einige Jahre nach Mumbai und beschäftigte sich intensiv mit Indien. Die Jahre 2003 bis 2007 verbrachte er wieder in Afrika (Kaptstadt). Inzwischen lebt er in Wien. Trojanows Gesamtwerk besteht aus Sachbüchern, Reiseführern, Reportagen, einem Science-Fiction-Roman und vielen Schriften über Afrika. Eines seiner berühmtesten und bekanntesten Werke ist sicherlich « Der Weltensammler ». Trojanow wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen – wie zum Beispiel der Marburger Literaturpreis (1996) und der Preis der Leipziger Buchmesse (2006) – geehrt. Seine ganz aktuelle Veröffentlichung « Stadt der Bücher », welche er zusammen mit der Fotografin Anja Bohnhof gestaltet hat, führt ihn und uns Leser in Trojanows alte Heimat Indien zurück.

Wenn man an Kalkutta denkt, hat man zuerst Bilder von Armut und Überbevölkerung vor Augen. Mit 4,1 Millionen Einwohnern ist Kalkutta die siebtgrösste Stadt Indiens und mit einer Agglomeration von über 14 Millionen der drittgrösste Ballungsraum des Landes. Kalkutta ist nicht nur Industrie-, sondern auch eine für Indien wichtige Bildungs- und Kulturstadt, geprägt durch seine zahlreichen Universitäten, Theater, Kinos, Museen und Galerien. Somit ist es gar nicht so unverständlich, dass hier sehr viele Druckereien, Verlage und Buchhandlungen ihren Hauptstandort gefunden haben.

In dieser Stadt herrscht eine ganz besondere Buchkultur, die man sich vielleicht als Europäer nie hätte erträumen lassen. Entlang der College Street – eine Art Universitätsviertel – im Norden von Kalkutta gibt es mehr als 5000 Buchläden. Für Trojanow hat dieser « Ort » noch eine ganz andere Bedeutung:

« College Street ist keine Strasse, es ist kein Viertel und keine Hochschule ; College Street ist das Versprechen, jedes Buch zu finden, das man begehrt. Dieses Versprechen druchdringt wie der Ruf eines allgegenwärtigen Marktschreiers jede Nische eines Labyrinths, das von den Hauptstrassen in die Nebenstrassen und Seitengassen führt, ein Labyrinth aus bedrucktem Papier ; von den Bürgersteigen zu den Durchgängen, von Türen über Treppen bis hinauf zu vollgestopften Dachgeschossen stapeln sich Bücher zu Fassaden, Ecken und Erkern. »

Dieses besondere Fleckchen Erde mit seiner immensen Fülle und Dichte an Büchern, mit seinen verschiedenen Kiosken und « Buchläden » dürfen wir nun in diesem traumhaft schön gestalteten Bildband dank des aussergewöhnlichen Fotomaterials von Anja Bohnhof voller Faszination und Bewunderung besichtigen.

Anja Bohnhof – geboren 1974 in Hagen – studierte an der Bauhaus-Universität Weimar Fotografie. Sie hat einen Lehrauftrag an der FH Köln und ist daneben als freiberufliche Fotografin tätig. Ihre Arbeiten wurde nicht nur durch zahlreiche Stipendien und Förderpreise ausgezeichnet, sondern werden auch in internationalen Ausstellungen und Sammlungen regelmässig präsentiert.

« Stadt der Bücher » ist ein geniales Projekt, das zwei ganz beeindruckende Künstler zusammengeführt hat. Trojanow, der Sprachzauberer, der jede Lebensstimmung – wo auch immer auf der Welt – besonders authentisch einfangen und literarisch äusserst feinfühlig beschreiben kann. Und Anja Bohnhof, eine Fotografin, die ihre Objekte zielstrebig in den Focus nimmt und im absolut perfekten Moment auf den Auslöser drückt. Sie arbeitet mit der Grossformattechnik und vermischt hier in diesem Buch ganz raffiniert menschenvolle Szenen mit menschenleeren Ansichten. Durch die extrem hohe Präzision rücken somit das Buch und der dazugehörige Verkaufsort ohne jegliche Ablenkung in den absoluten Mittelpunkt. Wir entdecken die unterschiedlichsten Verlagsprogramme, Sortimentsschwerpunkte, Farbenkonzepte und Grössen im Hinblick auf die sogenannten « Verkaufsräumlichkeiten ». Es gibt selten Regale. Die Bücher werden einfach gestapelt und übereinander geschichtet. Man hat das Gefühl, als wären die Bücher ihr eigener Architekt, gestalten ihr « Ladenbausystem » durch sich selbst und präsentieren sich in kunstvollen « Pyramiden » und « Turmbauten », wie wir sie selten in europäischen Buchhandlungen wiederfinden werden.

Wichtig ist zu erwähnen, dass man hier als Kunde nicht einfach selbst in den Büchern schmökern kann. Hier hat der Kundenservice noch eine echte Bedeutung, denn der potentielle Käufer bringt seinen Bücherwunsch bei dem jeweiligen Buchhändler vor. Dieser sucht dann in seinem Sortiment nach dem gewünschten Titel. Und gerade bei der doch teilweise für uns etwas eigenwilligen und gewöhnungsbedürftigen Ordnungssystematik der Bücher, ist es um so bewundernswerter, wenn dieser Titel in kürzerster Zeit und vor allem ganz ohne Technik gefunden wird. Diese « Buch-Stadt » ist eben mehr als nur eine reine Ansiedlung von Tausenden von Buchhändlern, Verlagen und Druckern. Hier wird das gedruckte Wort nicht nur hergestellt und verkauft, sondern auch gelebt. Das Buch wandert  – wie auch Trojanow feststellt – hier nicht nur als Ware über den « Ladentisch », es wird vor allem respektiert und als ein echtes Kulturgut behandelt!

« Die Stadt der Bücher » ist ein so schöner kleiner Bild- und Textband, dass man es gar nicht in Worte fassen kann. Ilija Trojanow gelingt es mit seiner so angenehmen Unaufgeregtheit und seiner Begeisterungsfähigkeit uns Leser in diese magische Bücherwelt zu entführen. Doch nicht nur seine stimmungsvollen Berichte, sondern vor allem die farbenprächtigen und intensiven Bilder von Anja Bohnhof lassen uns erst die Bedeutung der Bücher in dieser Stadt nachspüren. Treten Sie ein in das bunte Bücher-Labyrinth Kalkuttas, Sie werden nicht nur verzückt staunen, sondern sich bestimmt – mit einem besonders wohligen Gefühl – gerne durch diese Bücherstraßen treiben lassen …

Durchgeblättert – „Unter den Dächern aus Zink“ v. Adriaan van Dis

Der Untertitel «Paris, ein ABéCédaire» lässt im ersten Augenblick vielleicht Schlimmes vermuten, denn man denkt sofort an die eher unkritischen und langweiligen Stadt-Wörterbücher, die sich höchstens für den Drei-Tage-Touristen eignen. Doch die Befürchtungen sind glücklicherweise vollkommen umsonst, da es sich bei diesem – nicht nur bezüglich des Layouts – sehr schön gestalteten Buch um das ganz persönliche Pariser Lebens-ABC des holländischen Autors Adriaan van Dis handelt.

Adriaan van Dis, geboren 1946 in Bergen, wuchs in einer aus Indonesien repatriierten Familie auf. Er studierte zuerst Holländisch in Amsterdam und anschliessend Afrikaans in Südafrika. Bevor er sich dem Literatur-Jounalismus zuwandte, beschäftigte er sich sehr mit der Anti-Apartheid-Bewegung. Van Dis ist ein grosser Kenner Afrikas, von denen auch zahlreiche seiner Erzählungen und Novellen profitierten. Beeinflusst durch viele Reisen nach China und Japan, werden auch diese Kulturen in sein Werk literarisch integriert. Er veröffentlichte Romane und Drehbücher und wurde mit vielen renommierten Preisen ausgezeichnet. Neben seiner Karriere als Fernsehmoderator, gehört van Dis zu einer der populärsten Autoren in Holland. Ein grosser Wunsch, einmal in Paris zu leben, verfolgt ihn seit über 40 Jahren. Und mit seinem aktuell in deutscher Übersetzung erschienen Buch «Unter den Dächern aus Zink» werden wir Zeuge dieser lang erwarteten Wunscherfüllung :

« Früher tat ich es als Jugendtraum ab, aber der Traum und der Lockruf wurden mit den Jahren immer mächtiger. Paris, Paris … Nicht als Zufluchts-, sondern als Schreibort. Schreiben in einer Weltstadt. In einer Stadt, in der ich frei atmen kann und unsichtbar bin, und wo einem wenig anderes übrig bleibt, als hart zu arbeiten – fern von aller Schaumschlägerei. Unerwartet habe ich wieder einmal dem Lockruf Gehör geschenkt. An einem trägen Frühlingstag, als ich nichts suchte. Bevor ich mich versah, eilte ich eine Treppe hinauf und unterschrieb Papiere : Manchmal verleiht einem die Angst Flügel. Und seitdem bewohne ich für mindestens ein Jahr ein sonniges Studio im Sechsten – einundreissig Quadratmeter, im fünften Stock unter einem Zinkdach.»

Adriaan van Dis hat sich also ernsthaft entschieden, in Paris für eine gewisse Zeit sesshaft zu werden. Und damit beginnt seine ganz persönliche Geschichte, sein Paris-ABC, in welchem er ein paar bekannte, dafür sehr viele neue und auch kritische Sichtweisen auf diese ruhelose und faszinierende Stadt bietet.

Er versucht wie ein Pariser zu leben. Freut sich über seinen Namen am Briefkasten und über die Strom- und Gasabrechnung, hat einen Friseur und Arzt, ist Mitglied im Fitness-Club, liest täglich Le Monde und kauft die Lebensmittel bei seiner Nachbarin im Quartier und lässt bei ihr, wie alle anderen, anschreiben. Auch der Clochard Monsieur Dubois, der sich in seinem Hauseingang ein Plätzchen gesucht hat, grüsst ihn regelmässig, was die Zugehörigkeit noch wesentlich steigert.

Doch van Dis bleibt natürlich nicht nur in seinem Quartier, beziehungsweise in seinem Studio, er spaziert durch die Stadt und entdeckt die unterschiedlichsten Welten, die eine Metropole, wie Paris, zu bieten hat.

Wir erfahren, wie schön es im August in Paris sein kann, wo alles etwas langsamer geht, leerer ist und die wenigen daheim gebliebenen Pariser ihre Stadt geniessen und sich Zeit nehmen, sie selbst wieder neu zu entdecken. Es ist van Dis Lieblingsmonat, allerdings nicht im Jahr 2003. Ein Sommer mit Temperaturen über 40 Grad, was nicht nur den gesunden und jungen Menschen Probleme bereitete, sondern vor allem den Alten und den Obdachlosen wie M. Dubois. In dieser Zeit wird Paris zu einem glühenden Backofen und hatte schliesslich mehr als 14.000 Hitzeopfer zu beklagen. Doch M. Dubois überlebte dank einer Geige.

Um Paris wirklich verstehen zu können, darf man sich auf keinen Fall vor den verschiedensten Kulturen verschliessen, die Paris beheimatet. Begibt man sich beispielsweise in die Gegend rund um den Gare du Nord, die van Dis hauptsächlich durch seinen Zug kommend aus Amsterdam kennt, steht man plötzlich in einer ganz anderen Welt, als wir sie vergleichsweise in den Künstlervierteln von Saint-Germain-des-Près oder des Quartier Latin vorfinden. Hier in einem Quartier zwischen Montmartre und Gare du Nord liegt die sogenannte «La Goutte d’Or», ein Viertel, das hauptsächlich von sehr armen Menschen mit einer anderen Hautfarbe bewohnt wird. Van Dis beschreibt das Pariser «Maghreb» mit all seinen Afrikanern, den Geschäften, den fremden Sprachen und ihren exotischen Gerüchen.

Van Dis wagt es sogar, die Banlieue (Vororte) zu erkunden, denn alles, was sich ausserhalb des sogenannten Périphérique (Autobahnrings) befindet, gehört nicht mehr zum eigentlichen Paris. Er will wissen, wie die Menschen dort wohnen, und wundert sich nicht, dass es in den von Beton beherrschten Randgebieten mehr als schwierig ist, sinnvoll und gewaltfrei sein Leben zu gestalten.

Doch «Paris gibt es nur in der Mehrzahl », wie van Dis in seinem ersten Kapitel erklärt. «Und ich weiss immer noch nicht, welches Paris ich liebe : Die prahlerische Stadt, die sich mächtig in die Brust wirft, oder die dörfliche Stadt, les villages de Paris. Die chauvinistische Stadt, deren Bewohner nicht weiter schauen als bis zum Autobahnring, oder die Schmelztiegel-Stadt, in der Hundert Sprachen leben und mindestens so viele Religionen. Die Zinkdächer oder den schwarzen Schiefer, die grünspanigen Kuppeln, die vergoldeten Ränder und goldenen Spitzen der Staketenzäune. Die Rinnsteine, die wie Bäche rauschen, oder die Seine. Ich bewundere das künstlerische und literarische Gedächtnis von Paris. Die Vergangenheit lehrt mich Tag für Tag etwas Neues. Und die Gegenwart : Die Probleme einer Weltstadt halten mich beweglich. In Amsterdam schlafe ich ein, verdorfe. In Paris hingegen wache ich auf.»

Und so folgen wir als Leser Adriaan van Dis auf seiner mehr als wachen Entdeckungstour. Wir schliessen uns seinen Spaziergängen an: durch den Jardin du Luxembourg und durch Montparnasse – immer mal wieder auch auf den Spuren von Ernest Hemingway und Gertrude Stein. Ein anderes Mal begleiten wir van Dis zum Père Lachaise, dem grössten Pariser Friedhof und lassen uns erklären, warum die Bewohner von Paris am ältesten werden und es so wenige dicke oder – um es noch drastischer zu formulieren – fette Franzosen gibt.

Adriaan van Dis entführt uns – eingeteilt in zwanzig prägnante Kapitel – in die berauschende, teilweise auch bedrückende, aber trotzdem unaufhörlich anziehende Atmosphäre dieser Weltmetropole. Und diese besondere Stimmung wird durch zahlreiche Schwarz-Weiss-Fotografien wunderbar sanft eingefangen, welche dieses Buch auch visuell zu einem ganz besonderen Werk machen.

Selten finden wir eine so authentische, kritische und gleichzeitig bewundernd verliebte Beschreibung von Paris. Ariaan van Dis lässt den Leser an seinen ganz persönlichen Erfahrungen teilhaben, klärt ihn über die verschiedensten Lebensverhältnisse auf und beobachtet voller Neugier und Faszination das Treiben und die Menschen in dieser Stadt. Durch seine stilvoll elegante und gleichzeitig direkte Sprache, wird diese Wanderung durch die verschiedensten «Dörfer» von Paris zu einem spannenden und unvergesslichen Abenteuer.

«Unter den Dächern aus Zink» ist ein ganz aussergewöhnliches Reise-Buch! Der Leser wird durch die starke Erzählkraft von Andriaan van Dis wahrlich von der Stadt Paris aufgesogen und fühlt sich – wie der Autor selbst – sofort als Neu-Pariser, ohne jedoch dabei einen Mietvertrag unterschreiben zu müssen. Wenn Sie also Paris nah und echt erleben wollen, dann sollten Sie diesen besonderen „Stadt-Führer“ unbedingt in Ihre geistige „Reisetasche“ packen…

Durchgeblättert – „Paris, Liebe, Moden, Tête-à-Têtes“

Paris ist, wie wir alle zu wissen glauben, die Stadt der Liebe, des Luxus und der Mode! Doch Paris ist noch viel mehr, und das können wir in diesem neu konzipierten „Reiseführer“ – „Paris, Liebe, Moden, Tête-à-Têtes“  aus der Reihe corsofolio entdecken. Es handelt sich um eine Mischung zwischen Buch und Magazin. Fest gebunden, Hochformat, inhaltlich voller Geist und hochwertig in der Gestaltung. Also kein klassischer Reiseführer, sondern ein Führer, mit dem man vor allem auch auf seinem heimatlichen Canapé durch die Stadt Paris flanieren kann.

Doch ganz ohne „Reiseleiter“ geht das natürlich nicht. In „Paris“ lernen Sie deshalb ihren ganz persönlichen Gastgeber  – Georg Stefan Troller – kennen.

Georg Stefan Troller ist eigentlich ein gebürtiger Wiener (geboren am 10. Dezember 1921 in Wien). Mit 16 Jahren floh er vor den Nazis durch ganz Europa und emigrierte in die USA. 1949 kehrte er nach Europa zurück, da er ein Stipendium für die Sorbonne in Paris erhielt. Das Studium hatte er jedoch nie begonnen, da er ein interessantes Angebot als Hörfunkreporter annahm. Ende der 50ziger Jahre machte er erste Erfahrungen als Fernsehreporter beim Südwestfunk und begann 1962 mit dem „Pariser Journal“ beim WDR. 1971 wurde er Sonderkorrespondent beim ZDF in Paris. Troller ist Schriftsteller, Fernsehjournalist, Drehbuchautor, Regisseur und Dokumentarfilmer. Er lebt inzwischen seit über 60 Jahren in Paris!

Gleich zu Beginn dieses besonderen Paris-Führers zeigt uns der Gastgeber G.S. Troller, „Was der Pariserin wichtig und dem Pariser unentbehrlich ist.“ Warum ist Paris die schönste Stadt der Welt, obwohl angeblich die Lebensqualität nicht so hoch ist. Wer lebt in Paris, was ist ein „Bobos“ oder BCBG“? Wussten Sie, dass „Pariser(in) sein bedeutet kultiviert sein“? Oder dass auch Demonstrationen zur Pariser Kultur gehören, wie eines der gerade ganz populären Museen wie beispielsweise die Fondation Cartier am Boulevard Raspail. Und was wäre Paris ohne der berühmten Modeszene: Was zieht man an? Wie sieht der neue Look aus. Wichtig ist vor allem eins, nichts zu übertreiben. Der Pariser legt wert auf dezenten Chic ohne Protz oder dem sogenannten „bling-bling“. Die Liebe sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen, deshalb ist das Flirten – „Draguer“ besonders wichtig. Troller gibt klare Tipps, wo es sich am besten flirten lässt, wie zum Beispiel auf den Sonnenterrassen der Cafés in der Nähe der Eglise Saint-Germain-des-Prés und im Garten des Jardin du Luxembourg.

Durch unseren Gastgeber lernen wir aber auch noch viele andere Autoren kennen, die in irgendeiner Beziehung zu Paris stehen. Da treffen wir zum Beispiel Peter Stamm, der uns erzählt, wie er mit 19 Jahren zum ersten Mal nach Paris kommt. Oder Julia Kronberg, die sich auf die Suche nach dem Pariser Mann begibt. Paul Nizon versucht uns die französische Frau zu erklären. Aber auch Louis Begley, Anne Weber und Ullrich Fichtner kommen unter anderem zu Wort. Spannend ist auch das Sätze-beendende-Interview mit der Käsehändlerin Martine Dupont und nicht zu vergessen das sogenannte Journal. Hier spazieren wir auf dreissig Seiten durch das literarische Paris unter anderem mit Michel de Montaigne, Frédéric Beigbeder, Ernest Hemingway, Patrick Süsskind  und Georges Simenon.

„Paris, Liebe, Moden, Tête-à-Têtes“ ist ein außergewöhnlicher Reiseführer, der den Leser das Besondere und das Mehr entdecken lässt. Ein Reiseführer im Großformat, der nicht in die Handtasche passt und nur als Vor-oder Nachbereitung gelesen werden sollte. Denn er gibt keine Hotel- und Restaurantempfehlungen oder ähnlich praktische Reisetipps. Nein, dieser Reiseführer erzählt über die Stadt, über die Besonderheiten, über Begegnungen, über die Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit. Mit ungewöhnlichen Fotos, sowohl schwarz-weiss und in Farbe, werden wir hineingezogen in die geheimnisvolle Magie dieser Stadt, die einen nie mehr loslassen wird, sobald man sie entdeckt und verstanden hat.

Durchgeblättert – „In 80 Büchern um die Welt“

„In 80 Büchern um die Welt“ ist der Titel eines sehr schönen und informativen literarischen Reiseführers, der den Leser natürlich sofort an das Buch „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne erinnert. Doch handelt es sich hier nicht um einen einzigen Abenteuerroman, viel mehr um einen aussergewöhnlichen Text-Bild-Band, der uns einlädt, in und mit Büchern um die Welt zu reisen. Das Besondere an diesem Werk ist die Tatsache, dass uns nicht ein Autor durch die Welt führt, sondern gleich eine ganze Autorengruppe, nämlich die belesenen und vielgereiste Absolventen des Aufbaustudiengangs Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Eine Reise beginnt in der Regel mit dem Einchecken bei Flughafen oder Bahnhof und hier ganz stilgerecht mit einem Vorwort, welches der Autor und Essayist Feridun Zaimoglu nicht besser eröffnen hätte können, als mit diesem alten und sehr schönen deutschen Sprichwort:

„Reisen wechselt das Gestirn, aber weder Kopf noch Hirn.“

„In 80 Büchern um die Welt“ bietet eine besondere literarische Weltreise, die in die Kontinente Europa, Asien, Ozeanien, Afrika, Südamerika und Nordamerika führt. Innerhalb dieser Kontinente entdeckt der Leser Orte und Länder, die er vielleicht bereits besucht hat, die er aber auch ganz neu erobern kann, nicht nur durch einen direkt gebuchten Flug oder Zug, sondern auch durch ein Buch bzw. durch einen Roman.

Man spürt sofort beim ersten Durchblättern die Reise- und Leselust der Autoren, die uns auf diesen Weg ganz intellektuell, aber auch spielerisch neue Kulturen und Menschen näherbringt. Die Werke, die uns um und durch die Welt begleiten, wurden sehr bewusst und gut überlegt ausgewählt. Es handelt sich dabei um 80 grosse Romane des 20. Jahrhunderts. Dabei entdecken wir die Literatur wieder, die man sicherlich zu manchem Pflicht-Werk zählen könnte, oder die bereits als Schullektüre Lust auf andere Städte gemacht hat, wie zum Beispiel „Paris – Ein Fest fürs Leben“ von Ernest Hemingway oder „Die Stimmen von Marrakesch“ von Elias Canetti.

Doch mit diesem ungewöhnlichen literarischen Reiseführer stöbern wir auch eher unbekannte Autoren auf, die sicherlich nur selten einen Platz in der heimischen Bibliothek finden. Denken wir zum Beispiel an folgende Werke:

„Geh nicht fort“ von Margaret Mazzantini: Ein Roman, der im Rom der Jahrtausendwende spielt und sich um einen erfolgreichen Chirurgen namens Timotheo dreht, der in einer sehr grossen Lebenskrise steckt.

„Die Reise nach Petuschki“ von Wenedikt Jerofejew: Die Geschichte des Trinkers Wenedikt, der mit einem Koffer voller Alkohol seine Zugreise von Moskau nach Petuschki unternimmt und dabei schwer ins Philosophieren gerät.

„Ketala“ von Fatou Diome: Ein bewegendes Schicksal einer senegalesischen Frau, die eigentlich nach dem Abitur Literaturwissenschaft studieren möchte, dann aber von ihrem Vater gezwungen wird, einen wesentlich älteren Mann zu heiraten und nur noch Ehefrau und Mutter sein kann.

Jedes dieser 80 vorgestellten Bücher erweckt Neugierde und Wissensdurst! Wir erkunden das Land bzw. die Stadt, in welcher der Roman spielt. Gleichzeitig erfahren wir auch etwas über den Autor des Romans und bekommen Informationen über das vorgestellte Werk. Zitate, schöne Fotos und länderspezifische Literaturtipps runden diesen lebendigen Text-Bild-Band noch zusätzlich ab.

„In 80 Büchern um die Welt“ ist ein sehr anregendes und inspirierendes Buch für Weltenbummler und solche, die es noch werden wollen. Es macht nicht nur Lust auf Reisen, sondern auch auf Bücher und Lesen. Denn Lesen ist – wie wir alle bereits wissen – eine ganz besondere Reiseart: die Augen wandern von Buchstabe zu Buchstabe und von Wort zu Wort. Der Gedanke fliegt und der Geist schwebt in anderen Welten. Die Autoren, sprich die Absolventen der Uni München, haben dem Bücherliebhaber und Reisefreudigen ein wunderschönes, kompaktes und sehr ansprechendes Buch geschenkt, das uns zu literarischen „Kurztrips“ rund um den Globus verführt und den Duft von fernen Ländern einatmen lässt!

Durchgeblättert – „Die schönsten Buchhandlungen Europas“ v. Rainer Moritz

Reisen in ferne Länder oder Städte ist heutzutage etwas ganz Alltägliches! Eine Reise zu den schönsten Buchhandlungen Europas wäre sicherlich ein eher ungewöhnliches Ziel. Doch so bald Sie diesen faszinierenden Bildband in den Händen halten werden, ist diese aussergewöhnliche Entdeckungsreise zum Greifen nahe.

Genau auf diese besondere Reiseroute hat sich – unterstützt durch die international renommierten Fotografen Reto Guntli und Agi Simoes – der Autor Rainer Moritz begeben. Er leitet seit 2005 das Hamburger Literaturhaus, schreibt Kolumnen, Essays, Literaturkritiken und Bücher. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Die Überlebensbibliothek“ und „Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe“.

„Die schönsten Buchhandlungen Europas“ ist mehr als ein klassischer Reisebildband, denn der Leser taucht ein in mehrere neue Welten: ein neues Land bzw. eine neue Stadt, eine historische Architektur, eine Familiengeschichte und natürlich in die Welt der Bücher. Rainer Moritz hat ganz subjektiv, wie er selbst schreibt, 20 Buchhandlungen aus dem deutschsprachigen Raum und aus Westeuropa ausgesucht, die für ihn zu den schönsten Europas zählen.

Buchhandlungen sind Orte des Entdeckens, sie befriedigen die Neugierde, sie überraschen, sie beglücken. Es sind Orte der Begegnung, der Kommunikation, der Freude, der Ruhe, aber auch der Hektik. Sie können helfen, sie unterstützen und sie wecken Lust auf Bücher und Lesen! Doch wenn diese Buchhandlungen noch eine besondere Architektur, aussergewöhnliches Mobiliar und eine historische Familiengeschichte vorweisen können, verstärkt es die Anziehungs-kraft. Werden die Besucher dann noch mit aufmerksamer Beratung, durch eine besondere Auswahl von Büchern und bemerkenswerte literarische Veranstaltungen verwöhnt, fühlt sich jeder Leser und Buchliebhaber wie in einem Paradies.

Rainer Moritz porträtiert mit Feingefühl und grosser Neugierde die zwanzig schönsten Buchhandlungen Europas. Er zeigt uns die Besonderheiten, die buchhändlerischen Schwerpunkte und die ganz persönlichen Geschichten der Besitzer und Geschäftsführer dieser Häuser:

„Buchhandlung Felix Jud“ ist allein schon für ihren Standort zu beneiden. Sie liegt im nobelsten Einkaufsviertel von Hamburg, in einer der schönsten Passagen – die Mellin-Passage – direkt in der Nähe vom Jungfernstieg. Doch wenn man diese Buchhandlung entdeckt, vergisst man selbst die schönsten Juweliere und Boutiquen, und lässt sich bereits von den mit feinster Literatur gestalteten Schaufenstern anziehen. Spätestens beim Betreten der Buchhandlung spürt man die besondere Atmosphäre, das stilvolle Mobiliar – hauptsächtlich Kirschholz – und den Anspruch für gute Literatur.

„Librairie Galignani“ liegt im 1. Arrondissement von Paris, in der noblen und sehr bekannten Strasse – Rue de Rivoli. Genau gegenüber befindet sich der Jardin des Tuileries, daneben eines der teuersten und schönsten Hotels von Paris – Le Meurice – und das berühmte Café „Angelina“, das bereits Marcel Proust regelmässig besuchte. Galignani war und ist die erste englische Buchhandlung, die jemals auf europäischen Festland eröffnet wurde. Inzwischen gehört sie nicht nur zu den grössten englischen Buchhandlungen in Paris, sondern ist vor allem auch für ihre grosse Titelauswahl im Bereich Kunst, Mode, Fotographie, Design und Film sehr bekannt. Deshalb braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn man beim Schmökern berühmte Schauspieler und Modeleute trifft. Doch das Beste ist der perfekte Kundenservice, der sich durch besondere Kompetenz und ungewöhnliche Bibliographiermethoden auszeichnet.

Neben diesen zwei Beispielen entdecken wir unter anderem noch Buchhandlungen aus Berlin „Bücherbogen am Savignyplatz“ – die bekannt ist für ihren ungewöhnlichen Standort -, aus Brüssel „Tropismes“ – deren Name eine Hommage an Nathalie Sarraute ist – und aus Maastricht „Selexyz Dominicanen“ – die in einer der ältesten gotischen Dominikanerkirchen Hollands eingerichtet wurde -. Desweiteren finden Sie auch Buchhandlungen aus Österreich, der Schweiz, Portugal, England und Italien.

Dieser Bildband dient nicht nur zur Vor- bzw. Nachbereitung einer Reise, er ist wie eine Reise! Selbst dann, wenn man nur zu Hause gemütlich auf seinem Canapé verweilt. Rainer Moritz erzählt wunderbare Geschichten zu jeder Buchhandlung. Sie sind offen, persönlich und äusserst spannend. Sie geben aber auch Einblicke, die unverwechselbar und einmalig sind. Die faszinierenden Bilder und Momentaufnahmen der beiden Starfotografen Reto Guntli und Agi Simoes lassen den Leser vor Ehrfurcht erstarren und gleichzeitig ein euphorisches „Oh“ und „Ah“ rufen. Kunstvoll wurde mit diesen starken und klaren Photographien und den einfühlsamen Porträts einer der schönsten Bildbände aus der Welt der Bücher gestaltet.

„Die schönsten Buchhandlungen Europas“ laden Sie ein auf eine Reise, ganz ohne Ticket und ohne Gepäck! Vertrauen Sie Ihren Augen, geniessen Sie die Texte und Bilder. Sie werden mit unvergesslichen Eindrücken und einer unendlichen Lust auf Bücher und Lesen zurückkehren!

Durchgeblättert – „Einer unter 6 Milliarden“ v. Yann Arthus-Bertrand

Sie sind neugierig auf andere Menschen, sie wollten immer schon mal wissen, „was Menschen erleben, träumen und hoffen“?! „Einer unter 6 Milliarden“ ist der Querschnitt in Buchform eines beeindruckenden Projekts.

Yann Arthus-Bertrand gehört zu den berühmtesten Fotografen der Welt. Bekannt wurde er durch sein Werk „Die Welt von oben“ und welches auch indirekt der Auslöser für dieses neue Projekt war. Bei seinen Reisen um die Welt kam er sehr oft mit Menschen ins Gespräch, die ihm ganz offen ihre Alltagsprobleme, Träume, aber auch von ihren Hoffnungen erzählten. Dies spornte ihn an, ein Projekt zu konzipieren, dass Menschen aus den verschiedensten Ländern zu Wort kommen lässt und jedem einzelnen Erdbewohner zeigen soll, wie wichtig es ist, trotz vieler Schwierigkeiten, zusammenleben zu können.

„Einer unter 6 Milliarden“ ist ein Mammutprojek in Zusammenarbeit mit „Good Planet“: 4 Jahre Drehzeit, 75 Länder, 5000 Interviews und 40 Fragen – wie zum Beispiel: Wovon träumten Sie als Kind? Was bedeutet Ihnen die Familie? Was war Ihr schlimmstes Erlebnis? Was bedeutet Ihnen Geld? Und genau diese 40 Fragen findet man am Anfang des Buches, die jeder ganz für sich persönlich beantworten kann. Danach werden die Menschen einzeln, aber als Beispiele für viele andere, vorgestellt. Sie sind offen, ehrlich, mutig, und sehr authentisch. Bei einigen Menschen findet man die Antworten mehrer Fragen – fast wie ein kleines Porträt, bei vielen anderen liest man nur eine Antwort, die jedoch im Vergleich zu anderen Antworten auf die gleiche Frage steht. Dazu kommen die wunderbaren Fotos, sei es in Porträtgrösse oder nur als ganz kleines Passfoto. Der Mensch wird gezeigt in Wort und Bild!

Das Buch ist ein ausserordentliches Panoptikum der Menschen unserer Erde. Es macht neugierig, es klärt auf, es gibt ehrliche Einblicke und es fasziniert. Man trifft Menschen mit ihren Antworten, die sich gegenüber stehen, und sich aber persönlich niemals begegnet sind. Man spürt das unglaublich intensive Gefühl als Leser auch zu diesen 6 Milliarden zu gehören. Und man kann plötzlich entdecken, dass andere Menschen genauso denken und fühlen wie wir selbst, auch wenn sie beispielsweise auf einem ganz anderen Kontinent leben.

„Einer unter 6 Milliarden“ ist ein beeindruckendes im wahrsten Sinne des Wortes  „buntes Bilderbuch“, das 500 Menschen dieser Erde zu Wort kommen lässt. Ein Buch für alle die neugierig sind und Menschen offen begegnen!

Durchgeblättert – „Erlesene Orte“, „Lesen“ und „Frauen, die lesen sind gefährlich“

Drei Bildbände über das Lesen für das Auge und für die Seele!

Ebba Dangschat, Erlesene Orte: E. Dangschat hat künstlerische Fotografie studiert, und porträtiert in ihrem Werk 53 Menschen aus Kultur, Politik und Wirtschaft, für die Bücher etwas ganz Wunderbares und Lesen so wichtig ist, wie Essen. Doris Dörrie braucht zum Lesen auch immer eine Hängematte, Christoph Schlingensief mag die Atmosphäre von Grossbaustellen, Tanja Dückers braucht ihre Badewanne, und und und. Es macht viel Spass diese Menschen beim Lesen zu beobachten!

Isolde Ohlbaum, Lesen: Wer kennt sie nicht die herausragende Fotografin I. Ohlbaum. Sie zeigt in diesem kleinen, aber feinen Bildband eine Auswahl von wunderbaren Bildern, wann, wie und wo man lesen kann. Alles unbekannte Menschen, Orte und Stimmungen! Versehen mit kleinen Texten und Zitaten aus der Welt der Literatur mit dem Thema Bücher und Lesen. Ein richtig schönes Geschenkbuch, für alle Lesesüchtigen und Liebhaber schöner Fotos!

Stefan Bollmann,Frauen, die lesen sind gefährlich: In diesem Buch werden von bekannten und/ oder wieder zu entdeckenden Künstlern Bilder gezeigt, die lesende Frauen in ihrer Schönheit, Anmut und Ausdruckskraft wiederspiegeln. In den kurzen Begleittexten wird erläutert, warum sie lesen, in welche Lektüre sie vertieft sind und wir erfahren gleichzeitig noch etwas über den Künstler und die Epoche, in der das Werk entstanden ist. Dieses Buch öffnet einen Einblick in ein spannendes Kapitel der Lesegeschichte und besticht mit seinen wunderschönen Bildern!