Joachim Ringelnatz – Gedicht

Silvester

Daß bald das neue Jahr beginnt,
Spür ich nicht im geringsten.
Ich merke nur: Die Zeit verrinnt
Genauso wie zu Pfingsten,

Genau wie jährlich tausendmal.
Doch Volk will Griff und Daten.
Ich höre Rührung, Suff, Skandal,
Ich speise Hasenbraten.

Mit Cumberland, und vis-à-vis
Sitzt von den Krankenschwestern
Die sinnlichste. Ich kenne sie
Gut, wenn auch erst seit gestern.

Champagner drängt, lügt und spricht wahr.
Prosit, barmherzige Schwester!
Auf! In mein Bett! Und prost Neujahr!
Rasch! Prosit! Prost Silvester!

Die Zeit verrinnt. Die Spinne spinnt
In heimlichen Geweben.
Wenn heute nacht ein Jahr beginnt,
Beginnt ein neues Leben.

Johann Wolfgang Goethe – Gedicht

Der Tod der Tanne

Knecht Ruprecht peitscht im Winterwalde
die Försterbuben wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie rüde abgeschlagen wird.

Noch hofft sie. Sie lauscht bang hinaus.
Doch dann – zu spät! Gleich ist es aus!
Dort schreit die Säge, und die Axt ertönt!
„Erbarm dich, Förster!“ Doch der Förster höhnt:

„Ich hack den Fuss dir ab! Ich hau dich breit!
Du bist des Todes! Weihnachtszeit!“
So geht’s der Tanne, wenn der Mensch es will.
Jetzt steht sie hier im Zimmer, tot und still.

Durchgeblättert – „Räume für Menschen, die Bücher lieben“ v. L. Geddes-Brown

Bücher sind geistige Nahrung. Aber Bücher haben auch – ob wir wollen oder nicht – eine sehr grosse dekorative Wirkung. Und um genau diese geht es in dem sehr inspirierenden Buch „Räume für Menschen, die Bücher lieben“.

Leslie Geddes-Brown war stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift World of Interiors. Als Journalistin wurde sie bekannt durch zahlreiche Publikationen über Raum- und Gartendesign. Sie selbst hat gleich mehrere Bibliotheken: in London eine Regency-Bibliothek, in ihrem mittelalterlichen Anwesen in Suffolk eine Bibliothek im gregorianischen Stil und in ihrem Haus in der Toskana gibt es auch zahlreiche Bücherregale.

„Räume für Menschen, die Bücher lieben“ ist ein faszinierendes, aber auch praktisches Einrichtungsbuch. Es geht darum, mit den Büchern nicht nur einfach zu leben und sie zu sammeln, sondern sie vielleicht auch positiv in Szene zu setzen. Das heisst jedoch nicht, dass alles in Reih und Glied stehen soll, nein die Bücher sollen und können sich präsentieren, sei es in einem schicken modernen Designer-Regal, in einer gemütlichen Bibliothek oder einfach nur als Stapel am Boden.

Die Bücher werden zu einem wichtigen Element der Raumgestaltung. Leslie Geddes-Brown gibt interessante Ideen und Anregungen, wie jeder Bibliophile seine Bücher inszenieren kann. Mit wunderbaren Photos aus zahlreichen privaten Bibliotheken, die man entweder im klassischen Wohnzimmer, aber auch im Schlafzimmer, in der Küche und im Badezimmer findet, bekommt jeder Leser äusserst spannende einrichtungstechnische Impulse.

Da entdecken wir zum Beispiel eine Designerin, die ihre Bibliothek in einem Treppenschacht gebaut hat und an ihre Bücher nur mit Hilfe eines höhen-verstellbaren Bootsmannsstuhl erreichen kann. Ein New Yorker Bücherliebhaber hat sein Schlafzimmer rundherum mit Regalen tapeziert. Karl Lagerfeld hat im Bad seines Studios in Rom natürlich auch Bücherstapel dezent auf einem Stuhl plaziert. Eine berühmte italienische Modedesignerin lässt Familienporträts und schöne Bücher gemeinsam in einem Regal „wohnen“.

Der Bildband bietet sehr nützliche Tipps im Hinblick auf Materialen, Farben und Beleuchtung. Er zeigt noch zusätzliche Anreize, wie man Büchern eine wahre „Bühne“ bereitet, um nicht nur ihren geistigen Wert, sondern auch ihr Äusseres wie Cover, Einband etc. ins Rampenlicht führt.  Als Anhang gibt es noch ein sehr informatives Adress-Register, das für jeden Bücherfreund sicherlich sehr nützlich sein kann.

„Räume für Menschen, die Bücher lieben“ ist ein wunderschönes Buch, das zeigt wie stilvoll man mit Büchern leben kann. Hier spürt jeder Leser wie faszinierend bibliophile Paradiese sein können, denn wer kann sich schon satt sehen an diesen traumhaften, originellen und durchgestylten Bibliotheken. Dieser Bildband ist ein ideales Geschenk für Menschen, die nicht nur den Inhalt ihrer Büchern entdecken wollen, sondern endlich auch mal das dekorative Element von Büchern unterstreichen möchten!

Durchgelesen – „Merry Fishmas“ v. Arezu Weitholz

Haben Sie schon Ihr Weihnachtsmenü zusammengestellt? Falls nicht, sollten Sie auf keinen Fall den Fischgang vergessen! Nachdem Arezu Weitholz uns bereits mit ihrem ersten Band „Mein lieber Fisch“ das Leben und Leiden von Fischen auf witzige Weise erklärt hat, erscheint nun passend zum Weihnachtsfest ein zweiter Gedichtband mit 44 Fischgedichten. Doch die Gedichte sind nicht nur für das bevorstehende Fest geeignet, eine Vielzahl der Verse sind ganzjährig einsetzbar trotz ihrer entzückenden weihnachtlichen Zeichnungen. Dieses Lyrik-Büchlein bietet somit wieder ein dauerhaftes Vergnügen für alle „fischigen“ Lebenslagen.

Die Brasse besiegt ihre Angst, die Fische sind verliebt und der Karpfen hat einen Kater. Aber dafür fängt die Krake an zu dichten und das mit Erfolg:

„Die Krake“

Die kleine Krake Kasimir
ist ein bisschen schlicht
sie kann sich keine Reime merken
und auch kein Gedicht

Wal auf Aal, das ist zuviel
Hecht auf echt erst recht
Welle, Delle, Siel und Kiel
gehn auch eher schlecht

Not und Krake sind am Ringen
doch dann ersinnt sie eine List:
Immer einen Knoten schlingen
damitse keinen Reim vergisst

Heute ihr Gedichte glücken
und man lobt sie in der See
nur das Schwimmen kannse knicken
denn sie ist jetzt Makramee

(genehmigter Abdruck, Quelle: „Merry Fishmas“, Vierundvierzig Fischgedichte fürs Fest von Arezu Weitholz, Weissbooks Verlag)

Lars, der Lachs ist Kettenraucher, die Meerjungfrau träumt von schicken Schuhen, die Renke hat sich verrenkt und der Tropenfisch wettert gegen den Weihnachtsmann. Da hilft nur eins, Ruhe bewahren und philosophisch denken:

„Der Philosofisch im Winter“

Bin ich ich
ein Fisch, ein Floh
bin ich nich
in Wahrheit froh

Bin ich das Meer
bin ich die Flut
ist alles wahr
ist alles gut

Wo geht es hin
wer lenkt den Weg
bin ich schon tot
bin ich zu spät

Bin ich aus Eis
und Schnee gebaut
tut es wohl weh
wenn es mal taut

Will ich, will ich
will mich nur was
und wenns mich will:
was soll denn das

(genehmigter Abdruck, Quelle: „Merry Fishmas“, Vierundvierzig Fischgedichte fürs Fest von Arezu Weitholz, Weissbooks Verlag)

Arezu Weitholz hat sich mal wieder übertroffen, die Gedichte sind einfach wunderbar! Witzig, amüsant, nachdenklich, kurzum sie sind prädestiniert für espritvolle Momente. Zaubern Sie Ihr ganz persönliches und wortreiches „Fisch-Menü“, geniessen Sie dies nicht nur an den Festtagen. Deshalb lassen wir jetzt die Fische schwimmen und freuen uns – wie der Fisch im Wasser –  an dieser hinreißenden und „schuppigen“ Poesie!

Durchgelesen – „Ein Winter mit Baudelaire“ v. Harold Cobert

„Ein Winter mit Baudelaire“ ist ein Roman, bei dem man durch das Wort Winter im Titel sofort denkt, dass er ganz wunderbar in diese jetzige Jahreszeit passen könnte. Doch dieses Buch ist ein Ganz-Jahres-Buch, denn das Schicksal das hier unglaublich emotional, direkt und realistisch erzählt wird, kann jeden Menschen zu jeder Jahreszeit treffen. Der Roman beschreibt den dramatischen Absturz eines Mannes, der alles zu seinem Glück hatte: eine Frau, ein Kind und einen Job.

Harold Cobert ist 1974 in Bordeaux geboren, hat Literatur studiert und nach einem Surfunfall sich im Alter von zwanzig Jahren für das Schreiben entschieden. Er arbeitet als Theater-, Film- und Fernsehautor und ist in Frankreich durch ein Essais über Mirabeau bekannt geworden. „Der Winter mit Baudelaire“ ist der erste Roman, der in deutscher Übersetzung erscheint.

Der Roman spielt in Paris und beginnt im Frühjahr. Philippe  – der Hauptprotagonist dieses Buches – erzählt seiner kleinen Tochter Claire zum letzten Mal noch ihre Lieblingsgeschichte und wird dann von seiner Frau Sandrine vor die Tür gesetzt. Sie waren bereits seit drei Monaten geschieden und er hatte seine Frau um Zeit gebeten, um endlich eine Wohnung finden zu können. Doch Sandrine lässt sich nicht mehr überzeugen, im Gegenteil sie ist hart und stellt ihm den Koffer in den Flur. Philippe ist durcheinander, verlässt das Haus und fährt mit seinem Auto ziellos durch die Stadt. Er sucht verzweifelt ein Hotel, findet keines, schläft im Auto und schleicht sich in sein Büro, um sich dort zu waschen und die Kleider zu wechseln.

Inzwischen untergekommen in einem Billig-Hotel gibt es nun auch Probleme im Job. Philippe hat einen befristeten Arbeitsvertrag. Er hat die letzten Monate keine Aufträge mehr an Land gezogen. Er ist Vertreter für Wärmepumpen und versucht mit allen Mitteln diese zu verkaufen, aber ohne Erfolg. Er sollte bis zum Monatsende noch 9 Verträge abschliessen. Er ist an einem wichtigen Kunden dran, doch dieser wird ihm von einem Kollegen weggeschnappt. Philippe ist so verärgert, dass er kündigt.

Die Suche nach einer Wohnung war bereits mit Job und Mindestlohn eine Katastrophe und jetzt ohne Arbeit ist die Lage noch aussichtsloser. Das Fatale daran ist: ohne Job keine Wohnung und ohne Wohnung kein Job. Ein Teufelskreis, der Philippe immer tiefer fallen lässt. Aber es kommt noch schlimmer. Er konnte bis jetzt von seinen Ersparnissen leben, aber seine Frau hat einfach von seinem Konto ihren Unterhalt für Claire abbuchen lassen, so dass sein Konto nun gesperrt ist. Doch das ist immer noch nicht alles. Er verliert nun auch noch den Kontakt zu seiner geliebten Tochter.

Trotz allem versucht Philippe sein „neues“ Leben zu organisieren. Er deponiert seinen Koffer und seinen Computer in einem Schließfach am Bahnhof von Montparnasse, geht dort in die öffentlichen Duschen und verbringt viel Zeit in einem Waschsalon. Er läuft durch die Stadt, versucht auf Bänken zu schlafen, erholt sich in der Metro und lernt andere Obdachlose kennen. Philippe lebt jetzt auf der Strasse und versucht die Gedanken an die Zukunft zu ordnen:

„Die Zukunft wird in der Gegenwart gelebt. Einer Gegenwart, die sich nicht beugen lässt. Oder wenn, dann nur im Infinitiv, der Form des Unbestimmten. Weil heute so ist wie gestern und morgen so wie heute. … Gehen. Waschsalon. Schlafen. Wasser lassen. Die Tage zählen. Essen. Tafel. Kleidung finden. Caritas. Gehen Notdurft verrichten. Betteln. Würde bewahren. Nicht verrückt werden. Wasser lassen. Die Tage zählen. ….“

Der Sommer ist vorbei, der Herbst endet auch bald und Philippe hat immer noch keinen Job, keine Wohnung und kämpft sich mehr und mehr durch. Die Strasse wird immer mehr sein „Zuhause“. Er vermisst seine Tochter, wartet oft versteckt an ihrer Schule und beobachtet, wie sie von ihrer Mutter und dessen neuen Freund abgeholt wird.

Sein Leben wird immer härter, denn der Winter kommt. Die Temperaturen fallen nachts auf -3 Grad und er findet keinen Schlafplatz über einem beheizten Lüftungschacht. Er läuft durch die Stadt, wird immer langsamer und ist vollkommen erschöpft. Er versucht in einem der Obdachlosenheime in Nanterre (Vorort von Paris) eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Eine Nacht verbringt er dort und dann geht alles wieder von vorne los. Weihnachten sucht er wieder ein warmes Fleckchen, doch er wird dabei von anderen Obdachlosen angegriffen, geschlagen und mit dem Messer bedroht. Eine lebensgefährliche Situation! Doch ein wild streunender Hund stürzt aus der Gasse, beisst dem Messerangreifer in die Hand und Philippe ist gerettet. Und ab diesem Moment hat Philippe einen neuen Freund: diesen eher etwas strubbeligen, aber sehr sympathischen und rücksichtsvollen Vierbeiner. Sie beschliessen zusammen zu bleiben und der Hund führt ihn an Schlafplätze, die er niemals allein gefunden hätte. Und nicht nur das. Er lernt durch ihn den Kebab-Verkäufer Bébère kennen. Bei ihm ist der Hund, der übrigens Baudelaire heisst, Stammgast. Bébère hat ihn nach dem berühmten Dichter benannt, weil der dessen Poesie so liebt!

Ab diesem Zeitpunkt fühlt sich für Philippe das Leben wieder besser an. Er ist nicht mehr allein, hat einen „Freund“ und ist immer mehr integriert in diesem Pariser Viertel. Er spürt eine neue Stärke aufsteigen, er wird mutig und zusammen mit dem Hund liest er nun in der Metro Gedichte von Baudelaire:

„Ich singe die armseligen Hunde, die einsam in den gewundenen Schluchten der unermesslichen Städte umherirren, und sie, die dem verlassenen Menschen mit geistvoll blinzelnden Augen sagten: «Nimm mich zu dir, und aus dem Elend von uns beiden machen wir dann vielleicht so etwas wie Glück!»“

Die Geschichte von Philippe entwickelt sich weiter, Baudelaire begleitet ihn und gibt ihm Kraft, bis er schwer krank wird. Doch Philippe entdeckt an sich neue Qualitäten, lernt viele gute Menschen kennen, so dass er vielleicht sogar ganz bald seine geliebte Tochter wieder in die Arme schliessen kann….

„Ein Winter mit Baudelaire“ ist keine banale Hundegeschichte, wo Hund Mensch rettet und dann alles gut wird. Nein, so einfach ist dieser Roman nicht. Es geht hier viel mehr darum, über das Leben von Obdachlosen aufzuklären, dem Leser dieses Milieu näher zu bringen und die Gesellschaft wach zu rütteln, was es bedeutet auf der Strasse zu leben und wie schnell es doch jeden Menschen treffen kann. Harold Cobert hat äusserst genau in der Pariser Obdachlosen-Szene recherchiert. Er verweist so gar am Ende des Buches auf die Institutionen, die sich für Obdachlose einsetzen und diese unterstützen. In Frankreich wurde ein Teil der Tantiemen dieses Buches „Le Fleuron“ gespendet. Dies ist ein Schiff (liegt im 15. Arr. am Seineufer), das mit Hilfe des Malteserordens ins Leben gerufen wurde, und auf welchem Obdachlose mit ihren vierbeinigen Freunden für eine gewissen Zeit wohnen dürfen, um mit Unterstützung vor Ort wieder in das „normale“ Leben zurückfinden zu können.

„Ein Winter mit Baudelaire“ ist ein faszinierender, mitreißender und melancholischer Roman. Er trifft einen tief ins Herz, der Leser leidet mit, die Augen werden feucht und trotzdem fühlt man sich nicht traurig. Harold Cobert weckt den Leser auf mit seiner poetischen und gleichzeitig direkten Sprache. Die Kapitel sind kurz und haben äusserst prägnante Überschriften, das seinem literarischen Stil eine besondere Note verleiht. Der Roman lässt den Leser nicht los, er macht betroffen und regt zum Nachdenken über das Leben und die Toleranz in unserer Gesellschaft an. „Ein Winter mit Baudelaire“ ist ein sehr empfehlenswertes und wunderbares Buch über besondere Menschen und Hunde!

Erich Kästner – Gedicht

Wintersport

Wohin man sieht, sieht man Hotels.
Und ringsherum liegt Schnee.
Die Tannen tragen weissen Pelz,
Die Damen Seal und Feh.

Die Leute fahren Bob und Ski
am Hange hinterm Haus.
Ja, und von weitem sehen sie
wie Sommersprossen aus.

Das Publikum ist möglichst laut.
Was tut das der Natur?
sie wurde nicht für es gebaut.
und schweigt. Und lächelt nur.

Im Kreise ihres Damenflors
sind alle Mann im Schnee:
Direktors, Doktors und Majors.
und Blubbers-Übersee.
Of course!

Wohin man sieht, sieht man Hotels.
Für Schnee ist kaum noch Platz.
Die Luft ist dick von Ouis und Well’s
Und Five o’clocks mit Jazz.

Die Berge und der Wasserfall
verlieren jeden Sinn.
Am Donnerstag ist Lumpenball.
Da passen manche hin!

Sie können nie bescheiden sein
und finden alles nett.
Und glauben, die Natur sei ein
Komfort wie das Klosett.

Lawinen sausen dann und wann
und werden sehr gerügt.
Was gehn den Schnee die Leute an?
Er fällt. Und das genügt.

Durchgeblättert – „Bilder des literarischen Lebens“ v. Isolde Ohlbaum

„Bilder des literarischen Lebens“ ist eine fantastische und kompetente Bild-Chronik des Autorenlebens aus vier Jahrzehnten. Ein geistiges Archiv in Form einer „literarischen“ Photo-Enzyklopädie, die es jemals in dieser Form gegeben hat.

Isolde Ohlbaum wurde in Oberbayern geboren und lebt seit 1953 in München. Sie absolvierte Anfang der siebziger Jahre eine Ausbildung an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie und arbeitet seitdem als freischaffende Photographin. Ihr Spezialgebiet ist das Porträt. Sie hat viele Preise gewonnen und ihre Bilder sind regelmässig in internationalen Ausstellungen zu bewundern.

Mit diesem prachtvollen Photo-Bildband hat sie ein wahres Wunderwerk geschaffen. Über vier Jahrzehnte photographierte sie in Deutschland ansässige Autoren und Autorinnen wie zum Beispiel Achternbusch, Heym, Zuckmayr. Jedoch auch Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus den verschiedensten Ländern, die Deutschland besuchten, hier Preise in Empfang nahmen und Vorträge hielten wie unter anderen Marguerite Duras, Umberto Eco, wurden von ihr porträtiert.

Isolde Ohlbaum war bzw. ist unermüdlich gewesen in ihrer photographischen „Verfolgung“, denn sie hat keine Buchmesse, keine Autorenlesung, keine Preisverleihung und kein Festival verpasst, um fast alle wichtigen literarischen Persönlichkeiten vor die Linse bringen zu können. Diese Ausdauer gehört neben der ästhetischen Photographiekunst zu der Grundbasis dieses unglaublich hochwertigen Buches, für welches aus 357 Schwarz-Weiss- Bildern 352 ausgewählt und alphabetisch geordnet wurden.

Isolde Ohlbaum nützt bei jedem ihrer Porträts die Gunst des Augenblicks und eröffnet damit dem Betrachter unvergessliche, ungeschönte und sehr authentische Momente im Leben eines Schriftstellers bzw. einer Schriftstellerin. Die Bilder haben eine gewisse Theatralik, die teilweise inszeniert, teilweise aber auch ganz spontan entstanden ist. Genau dies erklärt in einem sowohl sachkundigen als auch poetischen Einführungstext Cees Nooteboom mit bewundernder Sensibilität.

„Bilder des literarischen Lebens“ ist ein „Familienalbum“ aus der Welt der Literatur. Ein faszinierender Bildband, der in keinem buchhändlerischen oder literarischen Haushalt fehlen sollte. Ein Kompendium feinster Porträt-Photographie, das jeden Liebhaber besonderer und formvollendeter Photokunst begeistern wird.